Vom Hafen in Uig, neben dem wir übernachteten, ist es nicht weit bis zu unserem ersten Stopp heute: The Quiraing. Das klingt mystisch. Glücklicherweise hören wir seit Tagen eine der zahllosen Schottlandgeschichten, in welcher häufiger auf diesen Ort Bezug genommen wurde. Wir hatten also die richtige? Aussprache immermal wieder in den Ohren. Das Wort kommt aus dem Altnordischen, denn wie so oft an der Westküste haben hier die Wikinger ihre Spuren hinterlassen. Das gälische Wort „a‘ Chuithe Raing“ setzt sich aus dem nordischen „kví“ für Falte und „rank“ für „schief“ zusammen. Es bedeutet einfach nur „umschlossener schräger Platz“ ohne jegliche Mythologie.

Die Anfahrt von Westen ist wieder eine schöne Single track road mit wenig Verkehr. Schon von weiten sehen wir einen Parkplatz und wissen somit, dass wir hier richtig sein müssen. Wir bekommen noch sehr einfach einen Stellplatz für unser Gefährt, wenn wir später zurückgekommen sein werden, wird das ganz anders ein.

Irgendwann muss es hier gewaltig gekracht haben. The Quiraing entstand durch einen Erdrutsch, bei dem die Landmasse nach unten weggesackt ist und die steilen Felsen hat stehen lassen. Um sich das vorzustellen, braucht es nicht viel Phantasie, wenn wir von der Bergkette nach unten blicken. Tatsächlich ist dieser Erdrutsch auch noch nicht abgeschlossen, er rutscht nur sehr langsam. Immer noch sackt das Land hier ab, immerhin so stark, dass die Straße hinunter jedes Jahr ausgebessert werden muss, wir ihr aber diese Reparaturmaßnahmen nicht einmal ansehen, der Zustand ist…

Bevor wir die Abfahrt aber beginnen, machen wir uns neue Freunde, weil wir einem jungen Pärchen anbieten, unseren Parkplatz zu übernehmen. Unsere nun versprochene Parklücke mussten wir bei diesem Manöver sogar vor anderen „verteidigen“. Ich glaube, wir haben sie sehr glücklich gemacht und mindestens den Fahrer eines belgischen WoMos sehr verärgert. Ich hatte ihm mehrfach klargemacht, dass „meine“ Lücke nicht für ihn frei wird, verstanden hatte er es nicht wirklich. Er dachte doch wirklich als letzter der erste zu sein. Am Ende war er so frustiert, dass er weiterfuhr und den Quiraing links liegen ließ. Als ich dann sah, wie er sich mit seinem viel zu großen WoMo ziemlich rücksichtslos nach unten bewegte, haben wir das wohl richtig gemacht.

The Quiraing ist übrigens nur der nördlichste Kamm des Gebirges von Trotternish. Die gesamte Halbinsel besteht im Prinzip aus einer langen und flachen Bergkette, die im Osten der Insel schroffer abfällt als im Westen. Diese Schroffheit setzt sich bis zur Küste fort. Die Flüsse münden nicht, sie fallen ins Meer. Der bekannteste dieser Wasserfälle ist der Kilt Rock Waterfall.

Nächstes Ziel sollte Old Man Storr sein, ein spitzer schmaler Felsen, der an der Abbruchkante seit Jahrtausenden einfach nicht umfallen will. Er sieht aus wie ein übergroßer Menhir, ist aber nicht menschengemacht, sondern hat eine natürliche Entstehungsgeschichte. Wir richten einen Blick nach oben zum Fels, sehen die Menschenmengen, die nach oben mäandern, sehen die Füllung der Parkbereiche…und fahren weiter. Mit dem Rad haben wir nicht wirklich eine Möglichkeit dort lang zu fahren, für Eva ist der Auf- und besonders der Abstieg nicht soooo geeignet und allein habe ich auch keine Lust. Das sähe vielleicht anders aus, wenn wir noch Sommer hätten 😉

So langsam nervt uns die zunehmende Touristendichte auf der der Isle of Skye dann doch. Wahrscheinlich haben wir die letzten Tage vor der Main season abgepasst. Also beschließen wir, im nächsten Ort unsere Vorräte aufzufüllen und die Insel zu verlassen, das Wetter jedenfalls hat für die nächsten Tage wenig Argumente, sich dem Touristenstrom weiter anzuschließen.

Resümierend lässt sich sagen, dass die Isle of Skye auf alle Fälle jeden Besuch Wert ist. Zwei Tage lang kamen wir in den Genuss, diesen Skye auf der Isle auch wirklich zu erleben. Bei solch einem Wetter an der Steilküste zu sitzen, den blauen Atlantik unter uns und die äußeren Hebriden um uns herum, gibt es wenige Gründe in diesem Moment irgendwo anders auf der Welt sein zu wollen. Das Panorama ist atemberaubend. Wir haben aber auch 18 Tage gewartet, bis dieser Moment kam…

Jetzt stehen wir auf einem kleinen Campground am Loch Duich. Wenn wir denn Kopf recken, sehen wir das Eilean Donan Castle. Auch schön und viel ruhiger.

Jens

Er fotografiert und manchmal schreibt er auch.