Also wir hätten das schon viel eher getan, aber der Skipper weiß schon, was er tut. Hätte man dieses Vertrauen nicht, sollte man nicht mitfahren. Auf dem Plan stand heute die Besichtigung der unmittelbaren Umgebung vom Wasser aus. Wir kennen den Mefjord schon vom Wasser aus, aber im Sommer, und auch da reichten uns zwei Schissern irgendwann die Wellen beim Angeln. Heute hätte der Skipper den Wellengang vom Sommer wohl als spiegelglatt bezeichnet.
Da das Meer etwas dagegen hatte, die Besichtigung auf der anderen Seite der Fjordschwelle beginnen zu können, würden wir uns also auf den Fjord selbst beschränken. Wir sehen einige Seehunde, die ihren Spaß im Wasser haben, was verständlich ist, weil ihr einziger Fressfeind nicht da ist; die Orcas kommen erst mit den Heringsschwärmen später im Winter. Zwischendurch war sogar blauer Himmel zu sehen und die Sonne beleuchtet die Berge. Richten wir uns nur nach dem Wetterforecast bei yr.no, wären wir wohl im Hotel geblieben. Aber das wissen wir schon von der Insel, spätestens seit der nächtlichen Suche nach Nordlichtern vor Kurzem: Das Wetter ist hier im Winter so dynamisch, da kommt nicht einmal der norwegische Wetterdienst mit.
Richtung Fjordende wird es immer ruhiger. Da ist es sogar kein Problem, gegen die Fahrtrichtung hinten auf dem Boot zu sitzen. Auf der Rückfahrt sind die Wellen ganz ordentlich, nicht das diese gefährlich gewesen wären, aber doch ziemlich hoch. Ich wechsel meine Position dann doch besser in „Stehen in Fahrtrichtung“ und hielt immer den Horizont im Blick. Mit zunehmender Fahrdauer wird das schwieriger, nach einer Weile ist kein Horizont mehr da, nur noch Nebel. Eva macht das nichts aus, sie hat mit Akkupressurarmbändern vorgesorgt. Und das funktioniert bei ihr wirklich. Ich brauche das ja eigentlich gar nicht mehr, da ich den Würfelhusten seit Jahren überwunden habe. Ich vermute, dass die Gesamtmenge an Würfel pro Individuum begrenzt ist und ich meine Würfel alle schon in jüngeren Jahren verbraucht habe 😉
Heute aber war es grenzwertig, ganz besonders deshalb, weil einige andere Mitfahrende damit begannen, ihre Tüten zu befüllen. Ich habe diese zum Glück bis zum Schluss nicht gebraucht. Nebenbei kann ich schon diese ganze Reise feststellen, dass ich „Sven-Fischer-Hände“ mithabe. Wintersportafine LeserInnen werden ahnen, was gemeint ist, für alle anderen hier die Aufklärung: Der deutsche Biathlet Sven Fischer trug während seiner ganzen aktiven Zeit niemals Handschuhe, auch bei großer Kälte nicht. Häufig wurde er dazu interviewt, er antwortete auf die immer gleiche Frage damit, dass er niemals kalte Hände hätte. Mir geht es derzeit genauso, mindestens eine Teilnehmerin der Bootstour warf deshalb auch neidische Blicke auf mich.
Wir schauten uns eher die heimische Tierwelt an. Über uns kreiste ein Weißkopfseeadler, am Ufer sahen wir sein Nest, was jetzt natürlich noch leer ist. Die Komorane, welche im Sommer immer und überall zu sehen sind, wenn sie ihre Flügel in der Sonne trocknen, sehen wir jetzt auch, wenn auch mit eng angelegten Flügeln.