An manchen Tagen kann ich einfach ein bisschen länger liegenbleiben, da der Urlaub für Jens nicht immer nur Urlaub ist. Und heute war so ein Tag. Es ist Monatsende, Tag der Abrechnung ;-), das heißt: Jens ist beim Weckerklingeln um 8 Uhr aus dem Bett gesprungen und zum Duschen geeilt. Danach hat er sich mit seinen Computer an den Tisch gesetzt, während ich mich ganz entspannt auf die andere Seite gedreht und noch ein reichliches Stündchen Augenpflege betrieben habe.

Dann hat es mich aber auch aus dem Bett getrieben und ich habe mich mit einem Kaffee in die Sonne vors Wohnmobil gesetzt (ja, richtig gelesen: Sonne). Der Plan für heute sah eine Radtour zur Fortingale Yew, einer 5000!!! Jahre alten Eibe, direkt vom Wohnmobilstellplatzort vor. Während wir allerdings gemütlich frühstückten, entschied das schottische Wetter, mal wieder Regen einzubauen, so dass die kurzfristige Planänderung eine motorisierte Fahrt zur Eibe vorsah. Lediglich die Straßen rund um Fortingall ließen Wohnmobile oder auch andere Gefährte mit unserer Breite nicht zu. So suchten wir uns dann doch einen etwas näher gelegenen Parkplatz, machten die Fahrräder startklar und radelten los. Die Eibe liegt etwas versteckt neben der Kirche, ist mittlerweile hinter einer Mauer geschützt und sicher lange nicht mehr so imposant, wie noch im 18. Jahrhundert. Da hatte sie noch einen Stammumfang von 17 Metern. Aber die Vorstellung, was dieser Baum schon alles „erlebt“ hat, lässt einen demütig werden.

Das Wetter hing den gestrigen Vorhersagen noch etwas hinterher, so dass das ganze in einem Mix zwischen Wind, Regen und wenig Sonne stattfand. Für den Rückweg hatte ich eine etwas andere Strecke rausgesucht und so kam es auf halbem Weg zu einem geplanten Stopp in einem Stoff- und Wollladen, in dem es zudem auch noch Kuchen und Kaffee gab. Was will man mehr? Wolle ist auf jeden Fall diesmal nicht in den Korb gesprungen, aber bei der Schönheit der Stoffe habe ich kurz darüber nachgedacht, doch noch mit nähen anzufangen. Zum Glück bin ich Realistin genug…

Wieder beim Auto angekommen, führte uns unser Weg noch einmal nach Aberfeldy, dort gab es noch eine Destillery, bei der es zwar keine Führungen mehr gab, aber auf jeden Fall Whiskyflaschen. 3.040 Pfund für eine Flasche waren uns dann doch zu viel, bis £3.000 wäre ja akzeptabel, aber so ist das Wucher 😉 So beschränkten wir uns auf Verkostungsgrößen. Heute wählten wir einen Blended, quasi ein Billigfusel, und einen 12jährigen Single Malt. Genau in dieser Reihenfolge werden wir diese bei Gelegenheit verkosten und (hoffentlich) Unterschiede schmecken. Für unser neues Im- und Exportgeschäft kommt aber nur Single Malt in Frage, Fusel gibt es auch bei uns.

Nun hatten wir vom Regen aber endgültig genug und machten uns auf den Weg an die Ostküste. Während der Fahrt versuchte ich im Reiseführer ein bisschen was über die vor uns liegende Strecke zu erfahren und stolperte dabei über den Ort Dunkeld. Alles, was ich las, hörte sich gut an und so entschieden wir uns für einen Zwischenstopp. Schon der Spaziergang durch die Straßen zum Fluss Tay bestätigte uns, dass die Entscheidung, hier noch einmal anzuhalten, richtig war. In einem Biergarten direkt am Flussufer ließen wir uns einen Cider schmecken und schnabulierten dazu frisch im Pizzaofen hergestelltes Knoblauchbrot mit Humus. Lecker! Dann suchten und fanden wir aber doch noch die im Reiseführer angepriesene Kathedrale. Am Fluss gelegen, sehr alt und die eigentliche Wiege des schottischen Christentums – zum Glück ist uns das nicht entgangen. Am anderen Flussufer befindet sich der Birnam Wood, welcher in Shakespeares Macbeth eine nicht unwichtige Rolle spielt.

Für den perfekten Abschluss des Tages fehlte uns nun nur noch ein Stellplatz und der sollte an der Küste sein. Dieses Unterfangen stellte sich als ein bisschen schwieriger dar als zunächst gedacht. Die ausgesuchten Plätze waren belegt oder komisch, am Ende haben wir einen gefunden, der nicht am Wasser liegt, dafür aber sehr schön ist und vor allem von einer ausgesprochen netten Frau in der Rezeption in allen Facetten gelobt wurde – nicht zu unrecht.

Hier sitzen wir nun, lassen den Tag Revue passieren und genießen ein Glas Wein zu unseren Bratkartoffeln. Der Whisky darf noch etwas reifen…

Eva

Sie schreibt und immer häufiger fotografiert sie auch.