Der Tag begann früh. Schon lange vor dem Sonnenaufgang fragte ich Jens zwei-, dreimal wie spät es denn sei. Da er immer sofort antwortete, war klar, dass er genau so wach im Bett rumlag wie ich. Irgendwann gegen halb 6 beschlossen wir dann, das Drama zu beenden und direkt mal den Blogbeitrag für den gestrigen Tag zu verfassen. Damit hatten wir dann auch die Zeit bis zum Erscheinen des heißen Feuerballs erfolgreich rumgebracht.

Zum Frühstück nahmen wir erstmalig unser Induktionsfeld (Dafür hat unser Wagen allerlei Solartechnik auf dem Dach und viel Batteriekapazität im Unterboden.) in näheren Augenschein und schafften es auch, das Wasser für den Kaffee heiß zu bekommen. Wir sind erstmalig in einem Wohnmobil ohne Propan unterwegs und kochen elektrisch. Viel mehr sollte es sowieso nicht geben, da es ja noch keine Pfanne oder einen irgendwie ausreichenden Topf gab. So aßen wir genüßlich unser gestern erstandenes Brot, welches wirklich vorzüglich war. Glücklicherweise hatten wir dieses im Farmer‘s Markt und nicht bei Walmart erstanden.

Nach Abwasch und dem Verstauen aller Utensilien machten wir uns erneut auf den Weg in den Sequoia National Park. Wir hatten die Hoffnung, dass so früh am Morgen (es war immerhin erst 9:00 Uhr) noch nicht so viele Leute unterwegs sein würden, aber weit gefehlt. In einer schönen Schlange fuhren wir alle gemeinsam bis zum General Sherman Tree.

Recht schnell kamen Erinnerungen zurück. Wir wissen zwar nicht mehr, ob es 1999 oder 2001 war, aber wir wissen noch, dass wir bei der Einfahrt in den Park einen Bären sahen, der seine Krallen am Baum schärfte. Damals auf dem Zeltplatz habe ich alles, wirklich ALLES in der Bärenbox verstaut (sogar das Duschbad, auf das die Gesellen wohl auch scharf sind)! Heute ist es immer noch aktives Bärengebiet, aber wir haben keinen gesehen. Am Parkplatz zum Wanderweg war noch relativ viel Platz, wir verwöhnten unsere Haut mit Sonnenschutz und der Kopf bekam eine Mütze und dann ging die kurze Wanderung los.

Schon der Anblick der ersten Sequoias, als wir noch im Auto auf dem Weg hierher waren, hatte das Gefühl zurückgebracht, wie es ist, wenn man zum ersten Mal so einen gigantischen Baum sieht. Kein Foto, das wir heute gemacht haben, wird es transportieren können, was wie empfinden, wenn wir neben diesen uralten Riesen stehen.

Der erste Blick auf den General Sherman Tree lässt mich wieder staunend verharren. So hoch wie der Dresdner Rathausturm (den Rathausmann ziehe ich mal ab) und doch um so vieles älter. Äste, die bei uns locker als riesige Bäume durchgehen… Noch vor einem Jahr hätte ich gesagt, dass ich dafür die Schmerzen gern in Kauf nehme… heute konnte ich den Weg sogar ohne Bandage und ohne Schmerzen bewältigen… was bin ich meinem Knie dankbar. Dabei habe ich im Vorfeld sogar noch dafür gesorgt, dass das andere Knie schmerzt: Ich habe mich in L.A. so richtig schön langgelegt, da war der Weg zum Restaurant wohl zu spät, auf jeden Fall ziert nun eine schöne Schürfwunde das andere Knie.

Auf dem Rundweg sind wir eine ganze Weile unterwegs. Jens gibt mir immer wieder die Chance, dass ich mich längere Zeit auf irgendwelchen Bänken aufhalten kann, der Fotoapparat kommt heute ordentlich zum Einsatz. Mit vielen neuen Eindrücken, die sich direkt ins Herz eingebrannt haben, kommen wir wieder am Auto an und fahren erstmal zum nächsten Visitor Center.

Wir hoffen, hier etwas zu essen zu bekommen. Das Visitor Center an sich ist, wie so vieles hier im Park, bereits für die Saison geschlossen, aber im Nachbargebäude befindet sich ein Grill und ein Shop. Ich genehmige mir ein Käse-Grillsandwich und Jens einen Double-Cheeseburger und beide tranken wir etwas furchtbar Süßes mit Sprudel. Das ist eines der (meiner) größten Probleme hier in Kalifornien. Ich will nicht nur Wasser trinken, aber alles andere ist quasi ungenießbar. Jens und ich machen uns kurzzeitig Gedanken über eine große Verschwörung, das Thema werden wir später im Walmart wieder aufgreifen 😉

Nachdem wir gut gesättigt sind, zeigt uns ein Blick auf die Karte, dass wir nun auch noch in den Giants Grove zum General Grant Tree fahren müssen. Dieser hat seinen Namen vom 18. Präsidenten der Vereinigten Staaten bekommen, hoffentlich wird nie ein Baum nach dem 45. benannt. Auf dem Weg dorthin, wir wechseln dazu vom Sequoia National Park in den direkt angrenzenden Kings Canyon National Park, passieren wir eine Aussicht in das namensgebende Tal. Vor Jahren haben wir den Canyon bis zum Ende erkundet, heute reicht uns der Blick von oben. Immer wieder müssen wir aber auch die Auswirkungen der Waldbrände in 2020 und 2021 sehen.

Im Giants Grove angekommen, erinnern wir uns relativ schnell an das Szenario; an all die Bäume, die uns hier erwarteten und eigentlich war es noch mal ein ganzes Stück imposanter als beim General Shermann Tree. Wahrscheinlich liegt es daran, dass die Bäume noch exklusiver stehen, sie erscheinen noch höher und krasser (ein Ausdruck, den ich hier für vollkommen gerechtfertigt halte 😉). So haben wir für heute genug Erstaunliches in uns aufgenommen und machen uns auf den Weg zu unserem Campingplatz.

Da immer noch Wochenende ist, gelang es uns nicht, einen Platz direkt im Yosemite zu ergattern. So sind wir nochmal auf einen RV Park ausgewichen. Im Nachhinein sage ich mal: Was für ein Glück! Gestern scheiterten wir ja an den Quarterstücken, die wir zum Duschen benötigt hätten und reinigten uns notdürftig 😃 im Wohnmobil.

Nachdem der Tag im Sequoia NP einigermaßen gut auszuhalten war, wurde es auf der Fahrt nach Fresno mit jeder Meile, die wir zurücklegten, gefühlt auch mindestens 1 Grad Fahrenheit wärmer. in Fresno selbst waren es dann wieder kuschelige 103°F und der Schweiß ran wieder in Strömen. Der Weg vom Wohnmobil zum Walmart war fast eine Tortur, in selbigem verweigerte man uns an der Selbstbedienungskasse den Cider, ich konnte mit meinem Handy nicht bezahlen und Jens war kurz geneigt, den Laden ohne unsere Einkäufe zu verlassen.

Am Ende sind wir aber wohlbehalten, mit allen neuen Schätzen (Pfanne und Topf) auf dem Campground gelandet und – es gab eine Dusche. Das war das allerallererste, was ich hier getan habe – duschen. Wahrscheinlich kann sich gerade heute kein Mensch in Dresden vorstellen, was das für eine Wohltat war – immerhin waren es nach Auskunft meiner Wetterapp über 30°C Unterschied. Wir können hier nun auch nach Sonnenuntergang vor dem Camper sitzen und draußen kochen. Das ist schön, aber für 40°C bin ICH nicht gemacht.

Eva

Sie schreibt und selten fotografiert sie auch.