Wie schon angemerkt, hat es der Süden nicht so mit uns und gutem Wetter. Nichtsdestotrotz stand am Morgen nach dem Frühstück eine kurze Fahrt auf der F-Straße Richtung Þórsmörk statt, weil es nah der Piste noch einen Wasserfall geben sollte, den Jens bisher immer „vergessen“ hatte. Der Weg auf der Piste war, sagen wir mal, beschwerlich, da sehr ruppig. Der Weg vom Parkplatz zum Wasserfall sah nicht so schwer aus, eher wie ein Weg, den man auch gut mit einem Rollstuhl in Angriff nehmen könnte. Also verzichtete ich für das kurze Stück auf meine Bandage. Was keiner verraten hatte (mir zumindest nicht), war der Weg, der danach kam: Der Wasserfall liegt nämlich in einer sehr engen Schlucht und diese ist nur durch balancieren über Steine im Wasser zu bezwingen. Da war mir manchmal ein bisschen anders und das letzte Stück konnte ich dann leider auch nicht mehr mitgehen, da es mit klettern am Seil u.ä. verbunden war.
Die Bilder – natürlich nur in einer vorläufigen Fassung 😉 – konnte ich mir dann aber anschauen und ich war froh, soweit mitgegangen zu sein.
Für den Abend hatten wir eine Übernachtung auf dem kostenlosen Campground in der Nähe der Strandarkirkja auf der Halbinsel Reykanes geplant, da wir morgen dann den Vulkan besuchen wollten (also Jens will besuchen und ich auf ihn warten). Wir haben uns für Freitag oder Samstag einen Flug vorgenommen, damit ich auch etwas davon habe. Damit Jens schon mal weiß, wo es losgeht, sind wir schonmal die verschiedenen Parkplätze am Vulkan Fagradalsfjall abgefahren. Auf dem Rückweg zum Campground habe ich vorsichtshalber nochmal die Webcam gecheckt und man mochte es nicht glauben, nun spuckte der Vulkan, der die ganze Zeit so ruhig war, plötzlich wieder glühende Lava. Das konnte Jens sich natürlich nicht entgehen lassen und wir wendeten und fuhren zurück.
Zwischenzeitlich versuchten wir noch, einen Flug für den Abend zu bekommen, das war dann aber aussichtslos. So wurde dieser für Samstag gebucht und Jens packte seine Sachen zusammen und lief los. Mir war schon bekannt, dass der Aufstieg zumindest am Anfang steil und beschwerlich sein sollte, daher habe ich auch schweren Herzens darauf verzichtet. Nach ca. einer Viertelstunde bekam ich dann von Jens, der den Berg in seinem üblichen Tempo nahm, das erste Bild des glühenden Vulkans und dann musste ich es doch versuchen. Wenigstens bis dorthin wollte ich kommen um es mit eigenen Augen zu sehen. Also diesmal die Bandage angelegt und auch die nicht so besonders geliebten Stöcke aus der Garage geholt und dann bin ich in Absprache mit Jens langsam und bedächtig losgestiefelt. Er wollte nochmal vom Berg herunterkommen, um mir beim steilen Stück zu helfen. Mit ausreichend Ruhe habe ich das dann aber erstaunlicherweise ganz gut geschafft und nachdem ich den ersten Blick auf dieses Naturschauspiel geworfen hatte, gab es kein zurück mehr.
Gemeinsam, mit ein paar Fotopausen, sind wir dann bis zur höchsten Erhebung des gegenüberliegenden Bergrückens gelaufen und eigentlich wurde es Schritt für Schritt nur schöner und spektakulärer. Glühende Lava lief den Bergrücken runter, der Vulkan spuckte wie ein Geysir vor sich hin – unvorstellbar, dass an dieser Stelle vor einem halben Jahr noch nichts war.
Als wir voriges Jahr im Februar hier waren, bebte beständig die Erde und man wartetet auf den Ausbruch. Dann dauerte es noch über ein Jahr und nun gibt es dieses Naturschauspiel, da der Vulkan auch noch an einer Stelle entstanden ist, an der er keinen Menschen gefährdet, aber eigentlich gut erreichbar ist.
Wir sind beide (so glaube ich zumindest) immer noch tief beeindruckt, so etwas erleben zu dürfen, wow!!!
Der Rückweg war für mich vor allem an der steilen Stelle dann schon sehr beschwerlich und ich war mir nicht sicher, ob ich am nächsten Tag noch würde laufen können. Ich war lange nicht mehr so glücklich, am Ende des Tages im Wohnmobil zu sitzen. Sehr glücklich, aber auch sehr müde sind wir dann doch noch zum Zeltplatz gefahren und dort sind wir dann tatsächlich schon vor Mitternacht in den Schlaf gesunken, nicht ohne am Horizont noch die formlich glühenden Wolken über dem Vulkan zu sehen.
Zum Schluss gibt es nur ein kleines Video, zu mehr reicht die heue Mobilverbindung nicht.