Nachdem ich gestern beim Essen doch ziemlich gefroren habe, war die Nacht erstaunlich hustenfrei und so freute ich mich am heutigen Morgen über den stahlblauen Himmel. Das Frühstück durften wir fast direkt neben unserem Zimmer einnehmen, sogar frisch zubereitete Eierspeisen kamen auf den Tisch.
Im Anschluss packten wir die wenigen Sachen, die wir mit- und getreu unserem Motto – überall im Raum verteilt hatten, wieder in die Fahrradtaschen und drehten noch eine Runde durch Lucca. Heute wollten wir dem Hl. Martin in seinem Dom noch einen Besuch abstatten. An einem Vormittag im Oktober ist zumindest in Lucca noch nicht so viel los und so waren wir in der Kirche auch nahezu allein. Außer Sankt Martin hat die Kirche auch noch ein Fingerlabyrinth, welches sogar älter sein könnte, als jenes zum Verwechseln ähnliche in Chartres. In einem der Seitenaltäre sehen wir Tintorettos Abendmahl, anderenorts hängt so etwas in Galerien, hier findet man die Alten Meister eigentlich in jeder größeren Kirche. Außerdem ist die Luccheser Kathedrale eine der Kirchen, bei der man mit dem Portal parallel zum Kirchbau angefangen hat. Dieses steht nun also mit einem gewissen Abstand zur Kirche und hat von außen auch noch apotropäische Säulen, ein Wort, das Jens heute neu gelernt hat und deshalb unbedingt hier untergebracht werden muss 😉
Zurück am Parkplatz wurden die Räder wieder aufgehuckt und ins Navi „Pisa“ eingegeben. Das besuchen wir aber heute nur, weil wir grad hier sind. Das schönste daran ist eigentlich die Anfahrt von Norden über die Luccheser Berge. Von dort haben wir einen schönen Blick auf das Pisaner Ensemble, auf den weißen Marmor von Turm, Dom und Baptisterium. In der Morgensonne leuchten die Bauwerke sehr eindrücklich über dem grünen Rasen. Das ist zu weit weg für ein Foto ohne Teleobjektiv, das ist nur für die Augen. Das steht in keinem Reiseführer, das kann man nur wissen. Wir entdeckten das vor mehr als zwanzig Jahren.
Ganz eigentlich habe ich schon keine Lust mehr, als wir das Auto Richtung Schiefer Turm verlassen. Wo kommen denn die vielen Menschen her? Und wo kommen denn die vielen, vielen Händler her? Und warum müssen die Menschen alle so tun, als würden sie den Turm halten oder aufrichten? Ich bin zum wiederholten Mal nachhaltig irritiert und frage mich, ob die rumstehenden Personen eigentlich die Schönheit der Bauwerke verschieden von diesem Turm überhaupt zur Kenntnis nehmen? Naja, unsere Bilder und der Haken hinter Pisa sind schnell gemacht und wir befinden uns schon bald auf dem Weg nach Livorno.
Spätestens 13:00 Uhr müssen wir auf der Fähre sein, ein bisschen eher vor Ort anzukommen, schadet ja erst einmal nicht. Außer vielleicht, wenn man neben sich einen Autofahrer stehen hat, der nicht weiß, wie das Auto ausgeht – der arme Mann hätte vielleicht ein bisschen Hilfe gebraucht 🙄.
Auf die Fähre sind wir dann tatsächlich pünktlich gekommen, abgefahren erst mit ein wenig Verspätung, aber jetzt sind wir unterwegs und in anderthalb Stunden auch am Ziel. Die nächsten Tage werden wir uns in Korsika vergnügen. Da gibt’s nach über 31 Jahren noch was nachzuholen und gut zu machen;-)
Und wie die geneigte Leser:in den Bildern entnehmen kann, haben wir inzwischen schon angefangen, nachzuholen. Kulinarisch haben wir uns verändert, aber nicht verschlechtert.