Zum Ende des 2. Weltkrieges und zu Beginn des Kalten Krieges schliffen die Amerikaner die Spitze eines Gipfels der North Cascades, um an dieser Stelle eine Radarstation zu errichten. Zur Versorgung wurde die Slate Peak Road angelegt. Die Radarstation wurde niemals gebaut und die Straße verfällt seitdem.
Heute existiert auf dem Gipfel nur noch ein Feuerwachturm. Zwischen Winthrop auf der Ostseite der North Cascades und dem Washington Pass zweigt diese kleine unscheinbare Piste nach Norden ab. Sie führt über etwa 20 Meilen in das Gebirge hinein auf den Gipfel des Slate Peak. Wir haben diese Piste auf http://www.dangerousroads.org gefunden. Wenn man sich die Straßen auf dieser Website ansieht, merkt man, dass „dangerous“ ein weit gefächerter Begriff ist: Nähme man das immer wortwörtlich, dann wäre kein Alpenpass sorglos befahrbar. Im Falle der Slate Peak Road ist das Vorhandensein eines 4×4-Antriebes mit Untersetzung zwingende Voraussetzung. An manchen Stellen ist die Piste nur unwesentlich breiter als unser Truck Camper, allerdings kommt uns auf der gesamten Strecke auch nur ein Auto entgegen. Über viele Serpentinen gewinnt die Poste immer mehr an Höhe, die letzte Meile ist jetzt wirklich sehr steinig, aber nach reichlich zwei Stunden ist das „Dead End“ erreicht: Das verschlossene Tor der alten Radarstation auf dem Slate Peak. Es ist der höchste Punkt, der mit einem Auto im Bundesstaat Washington erreicht werden kann und die Aussicht über die North Cascades ist von ihr oben einfach gewaltig.
Nach Süden sehen wir die Piste, die bis hierher auf den Berg führt. Am Horizont überblicken wir so ziemlich jeden Gipfel der North Cascades. Weiter in Richtung Westen ist auf der rechten Seite auch der Slate Peak zu sehen.
Hier oben in knapp 2.200m einen Abend und die Nacht zu verbringen, ist ein Erlebnis. Die Sonne geht unter und langsam übernehmen Mond und Sterne den Himmel. Rechts färben die letzten Sonnenstrahlen von unten die Wolken, in der Mitte sind die ersten Sterne zu sehen und links bescheint das silbrige Mondlicht die Wolken. Hätten wir dies nicht mit eigenen Augen gesehen, hielten wir es für ziemlichen Kitsch. Diese Nacht ist mit Sicherheit eine der Einsamsten, die wir in einem Urlaub erlebt haben. Wir hatten uns lange auf die Nacht auf diesem Berg gefreut, umso glücklicher waren wir, dass an diesem Abend auch das Wetter so mitspielt.
Die Nacht war kurz, der Tag beginnt für uns noch vor Sonnenaufgang. Über dem Gebirgskamm im Osten beginnt schon der Horizont zu leuchten. Immer wieder ziehen Wolkenschwaden durch und hüllen die Landschaft in ein sanftes Licht. Für einen kurzen Moment schafft es die Sonne, die letzten Nebelschwaden zu vertreiben und der Blick auf den fantastischen Himmel wird für einen kurzen Moment frei. Kurze Zeit später sind wir wider komplett in Nebel eingehüllt.
Ein Stück unterhalb des Kammes mit Blick nach Westen sieht die Welt freundlicher aus. Unter uns am Hang schlängelt sich die Slate Peak Road.
Erst heute morgen fallen uns die vielen abgebrannten Flächen auf. Hier hat es in den letzten Jahren mal großflächig gebrannt. Wie wir viel später erfahren werden, wird es auch im heißen Sommer 2015 hier verheerende Waldbrände gegeben haben.