Heute hatten wir einen längeren Reisetag vor uns, der vor allem schon früh begann. Für mich war es kein Problem, als der Wecker 5:45 Uhr endlich klingelte, hatte mich der Schlaf doch bereits kurz nach 22:00 Uhr übermannt. Für mich scheint sich die Regel: ein Tag pro Stunde Zeitverschiebung zu bewahrheiten (da kann ich mich schon mal auf die erste Schulwoche freuen 😂). Jens scheint bereits im hier und jetzt angekommen zu sein und wollte den Wecker gern noch um Aufschub bitten. Allerdings sind wir ja eigentlich seinetwegen so zeitig unterwegs, Sonnenaufgang am Olmsted Point gucken und fotografieren. Da wir die letzten Tage so ziemlich „Wlan- und Mobile-Daten“-los sind, mussten wir den Moment, an dem sich die Erde weit genug gedreht hatte, um die Sonne zu sehn, eher schätzen… und haben uns um eine reichliche halbe Stunde verschätzt. Prinzipiell ist das kein Problem gewesen, nur waren die Temperaturen ähnlich wie 2021 im Bryce Canyon. Auch da hatten wir uns ziemlich verschätzt und die Morgentemperaturen lagen so bei 4°C. Da bin ich am Zielort doch nochmal unter die Decke gekrochen. Als die Sonne dann erschien, tauchte sie den Half Dome allerdings in wunderbares Licht, also alles richtig gemacht.

Über die Tuolumne Meadows, die am Morgen mit Raureif bedeckt waren, wir sind schließlich knapp über 3.000 Meter hoch, und den Tioga-Pass führte uns unser Weg dann aus dem wunderbaren Yosemite National Park hinaus. Wer weiß, ob wir dieses Fleckchen Erde nochmals wiedersehen und falls ja, was dann wohl noch so übrig ist. Es ist erschreckend, wieviel durch Brände oder zu heißes Wetter bereits heute zerstört wurde.

In Lee Vining gönnten wir uns dann ein Frühstück, in einem Restaurant, in dem wir wahrscheinlich schon 1995 gefrühstückt haben. Damals sind wir mit 80 Deutschen Mark den ganzen Tag hingekommen und hatten am Ende sogar noch etwas übrig, heute hätte das Geld quasi nur fürs Frühstück gereicht.

Nachdem wir für den Tag wirklich gut gestärkt waren, fuhren wir noch zum Mono Lake. Dieser See hat nur einen Zufluss und wird von den winterlichen Schneelagen der Sierra Nevada gespeist. Allerdings zapft L.A. seit 1941 die Zuflüsse an und führt das Wasser über eine 520 km lange Leitung ab. Dadurch ist der Wasserspiegel extrem gesunken und dadurch kamen bizarr Tuffsteingebilde zum Vorschein. Dies sind ehemalige Quellen, die durch den Wassermangel nun versiegt sind. Durch einen Gerichtsbeschluss von 1994 ist die Ableitung des Wassers begrenzt worden und es steigt langsam wieder an, aber mir stellt sich die Frage, ob das wärmer werdende Wetter nicht schneller ist.

Dann begann der lange Weg ins Tal. Heute wollten wir das Death Valley durchqueren und auch wieder hinter uns lassen. Vorher besuchten wir in Bishop noch eine große Bäckerei, versorgten uns dort mit zwei unterschiedlichen Broten, staunten über die riesige Auswahl an selbigen und suchten im Anschluss noch einen Supermarkt, um Wasser und Holz zu kaufen (und es gab sogar Tonic). Dann ging es weiter und wir konnten staunend zuschauen, wie am Thermometer aus den morgendlich 4°C nachmittägliche 44°C wurden. Man stelle sich die Temperaturen im Sommer vor…

Am Zabrieski Point, 57 Meter unter dem Meeresspiegel, war unser vorläufiges Ziel erreicht. Hier konnte man einen kurzen Aufstieg zu einem Aussichtspunkt zurücklegen. Ich fand’s bei den Temperaturen nicht so lustig, liegen diese ja auch gefühlt Myriaden von dem entfernt, was für mich erträglich ist, aber Jens hat die Zeit für einen Fotostopp ausgiebig genutzt. Zu lange sollte man sich dieser Hitze allerdings auch nicht aussetzen, Schilder warnen davor sehr eindrucksvoll.

Den Rest des Tages und der Fahrt war zumindest ich hauptsächlich damit beschäftigt, irgendwie wieder abzukühlen und außerdem einen Stellplatz für den morgigen Tag zu finden. Immerhin gab es zwischendurch immer mal 5G, so dass ich mich mit den Plätzen rund um den Zion National Park auseinandersetzen konnte. Wichtigste Bedingung für den morgigen Tag ist eine Dusche. Es ist wirklich schade, dass die Plätze in den Nationalparks da doch diesbezüglich sehr spartanisch daherkommen, daher werden wir morgen vor den Toren des Parks übernachten. Wer nun denkt, im Oktober sollte das alles kein Problem sein… weit gefehlt. Auf dem ersten Platz hätte noch ein Zelt Platz gehabt und auf dem zweiten gab es noch 3 Stellplätze für Camper. Da habe ich dann gleich mal zugeschlagen (Vor 29 Jahren hätten wir nach Buchung dieses Platzes 2,5 Tage ohne Geld auskommen müssen 😳, fällt das noch unter Inflation?)

Für unsere Übernachtung am heutigen Tag mussten wir aus dem Tal des Todes wieder auf die gestrige Höhe von etwa 2.400 Metern klettern, allerdings fast ohne Kurven, immer schön gerade aus. Hier in den Bergen haben wir einen feinen Platz gefunden, der auch von der Nationalparkbehörde verwaltet wird. Wir haben einen richtig guten Stellplatz, es sind vielleicht noch angenehme 13°C, das Feuer neben mir brennt und gleich kommt der Fisch darauf und in der Ferne sind die unglaublich hellen Lichter von Las Vegas zu sehen. Da geht’s uns hier doch richtig gut in der Höhe und Einsamkeit, ab und zu mal Stimmengemurmel von Nachbarsites, ansonsten nur Sterne und die Aussicht auf eine Nacht mit Temperaturen, bei denen ich schlafen kann.

Eva

Sie schreibt und selten fotografiert sie auch.