Was ist das eigentlich für ein Urlaub? Nach einer für mich nicht sehr erholsamen Nacht (Der Zug hupte und fuhr ewig vorbei, gegen 1:30 Uhr gab es kreischende junge Frauen, die in ein Wohnmobil neben uns flüchteten – vor wem, wird uns für immer verborgen bleiben.) klingelte 2:45 Uhr der Wecker. Wir hatten 4:00 Uhr ein Shuttle zum Moraine Lake gebucht und es gab genaue Anweisungen, was vorher alles zu beachten wäre, also wollten wir auf gar keinen Fall zu spät kommen. Die Kleidung für den Morgen hatte ich gestern Abend schon bereit gelegt, das war so ziemlich alles, was wir an dickeren Sachen dabei haben inklusive langer Unterwäsche.
Wir waren pünktlich vor Ort, lösten unser Parkticket am Lake Louise, versuchten unsere Erinnerungen von vor über 30 Jahren irgendwie in Einklang mit dem zu bringen, was wir heute so sahen und stiegen 3:45 Uhr ins Shuttle. Dieses warf uns eine halbe Stunde später am Ort unseres Begehrens wieder raus. Immerhin hatten wir das Shuttle schon vor über 3 Monaten nach reichlichen Recherchen gebucht. Neben vielen, vielen privaten Anbietern, die auch ordentlich Kohle kassieren, um Menschen zum Sonnenaufgang zu bringen, gibt es seit vorigem Jahr diesen Service auch vom Nationalpark. Mit ein bisschen Planung, damit wir zur rechten Zeit reservieren konnten, haben wir dann nur knapp 20 kanadische Dollar bezahlt und hätten dafür in Kauf genommen, bei schlechtem Wetter nicht zu fahren. Zum Glück spielte das Wetter aber einigermaßen mit. Am See angekommen, stellten wir allerdings fest, dass sehr viele Menschen auch die teurere Variante wählen und so war es nicht verwunderlich, dass wir nicht allein waren. Jetzt galt es erst mal noch eine reichliche Stunde auf einem Mäuerchen abzuwarten (zum Glück hatte ich die gute Kaschmirdecke aus Indien dabei, die uns den Hintern wärmte 😉).

Moraine Lake vor Sonnenaufgang / Banff National Park / Alberta / Canada

Obwohl der Himmel doch bewölkter war als wir erhofft hatten, gab es gegen 6:15 Uhr dann ein goldenes Schauspiel auf den Bergen und auf dem Wasser. Da hatte sich das zeitige Aufstehen doch gelohnt. Als dann 7:15 Uhr das erste Shuttle den Berg hinabfuhr, war das auch wieder gut gefüllt und zum Glück auch warm, denn nach dem Sonnenaufgang wurde es noch einmal ein bisschen kälter und nach den über 30°C der letzten Tage waren die 7°C zumindest für meine Hände eine Herausforderung.


Wieder am Parkplatz am Lake Louise angekommen, mussten wir auch diesem noch einen schnellen Besuch abstatten, da die Sonne so schön auf den Gletscher schien. Während Jens fotografierte, beobachtete ich das Spektakel ringsherum und stellte zum wiederholten Male fest, dass ich wohl doch alt werde bzw. bin. Permanent rissen sich junge Menschen (bevorzugt Frauen) die dicken Kleider vom Leib und posierten (wahrscheinlich) für ihre Instagram-Accounts. Mich hat es auf jeden Fall schon beim Zuschauen gefroren.

Wir haben uns erst einmal ins rollende Heim begeben, um uns ein Frühstück zu machen. Mit kurz vor 9 war das für einen Urlaubstag gar nicht mal so spät, nur hatten wir zu diesem Zeitpunkt bereits 6 Stunden Bewegung hinter uns. Da tat der heiße Kaffee auf jeden Fall gut. Nach dem Frühstück gingen wir noch ein bisschen am See entlang, verstanden, warum hier alles soweit im Voraus gebucht werden muss und merkten, wie sich bei uns die Müdigkeit breit machte. Da ist es doch gut, wenn man das Bett immer dabei hat. Nach einem erholsamen Schläfchen kauften wir uns im wirklich riesigen Hotel am See (in dem man heute noch für schnöde 2300$ ein Zimmer bekommen hätte) einen Kaffe, stellten fest, dass die Menschenmenge nochmal deutlich zugenommen hatte und wagten aber nicht, uns darüber aufzuregen. Schließlich sind wir Teil des Problems.
Auf unserem Campground angekommen spielten wir dann tatsächlich schon mal eine Runde, aber da wir nachher noch zum Peyto Lake zum Sonnenuntergang wollen, müssen die Bilder des bisherigen Tages schon mal gesichtet und sortiert werden und dieser Text hier konnte auch schon entstehen. Vielleicht gibt es am späteren Abend noch eine Ergänzung, vielleicht wird das auch erst morgen geschrieben, denn da soll der Wecker wieder so zeitig klingeln, es gibt wohl nochmal einen schönen Sonnenaufgang, dann am Peyto Lake. Ein Glück sind wir noch gut im Jetlag und es macht uns nichts aus, so früh das Bett zu verlassen.

Eva

Sie schreibt und immer häufiger fotografiert sie auch.

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