Nachdem wir schon am gestrigen Abend auf halsbrecherische Art und Weise den Weg zu unserem Abendessen zurückgelegt haben – Bastia ist echt nicht fahrradfreundlich – haben wir diese Strecke heute Morgen gleich noch einmal auf uns genommen. Jens findet das ja alles immer gar nicht schlimm, ich sterbe dabei tausend Tode, zumal ich mich ja auch gern an Verkehrsregeln halte, die von meinem Mann eher großzügig ausgelegt werden. Das Frühstück wiederum war dann sehr lecker und irgendwann haben wir es auch zurück zum Auto geschafft.

Ziel des Tages ist ein nettes privat geführtes Chambre d’hôtes in den Bergen der Balagne. Der Weg dahin führt über Saint Florent, wo wir nicht halten und L’Île-Rousse. Dort suchen wir uns einen Parkplatz, schnallen die Räder ab und machen uns auf den Weg. Jens hatte gelesen, dass man zum Leuchtturm mit dem Fahrrad fahren kann. Sagen wir mal so: Bis zum großen Parkplatz direkt unterhalb des Leuchtturms durfte man mit dem Fahrrad fahren, aber eben auch mit dem Auto. Den Rest müssen alle zu Fuß zurücklegen.

Auf dem Rückweg suchen wir uns dann in der Stadt ein Restaurant fürs Mittagessen, bevor wir uns weiter Richtung Calvi begeben. Von diesem Ort wussten wir beide nur noch, dass wir vor über 30 Jahren hier einen Spiegel gekauft und damals unglaublich viel über Fellini und La dolce vita gelesen hatten. Unsere Tage auf Korsika verbrachten wir damals nach einem ersten Tag am Strand damit, Jens‘ unglaublichen Sonnenbrand irgendwie auszusitzen, bevor wir uns wieder von der Insel verabschieden mussten. So kamen wir nicht voran, Jens hatte nachts im Zelt immer das Gefühl, seine Haut würde am Schlafsack hängen bleiben und ich habe mir am Ende die Zeit mit lesen vertrieben. Einer von uns hat damals definitiv fürs Leben gelernt und so führte uns unser erster Weg in L’Île-Rousse auch in eine Apotheke, um den vergessen Sonnenschutz einzukaufen.

In Calvi können wir unser Glück nicht fassen, hat doch der von mir avisierte Parkplatz zwei Schnellladesäulen. Da können wir unseren Spaziergang durch die Citadelle auch noch mit der Fütterung des Wagens verbinden. Bei uns beiden sind die Erinnerungen von vor 30 Jahren allerdings sehr eingetrübt, wir haben definitiv nichts mehr wieder erkannt.

Kurz nach 16:00 Uhr fahren wir in unserer Unterkunft für die nächsten zwei Tage vor und werden vom Besitzer in Empfang genommen. Erst einmal gibt es einen leckeren Café, dann eine Führung ins Zimmer und drumherum und zu guter Letzt kümmert er sich hingebungsvoll um unser Abendessen. Das zuerst von ihm vorgeschlagene Restaurant hat leider geschlossen, aber er war direkt mit einem Ersatz am Start. So setzen wir uns kurz nach sieben aufs Rad und fahren in ein kleines feines Restaurant. Schnell war uns vor Ort klar, dass dies kein Ort für Vegetarier war. Schon am Eingang wurden wir von großen Fleischhälften im Reifeschrank begrüßt. Unsere Wahl fällt dann auch auf ein riesiges Stück Fleisch, welches wir zu zweit verzehren. Dabei führte uns unsere Erinnerung auch nach Siena, wo wir schon einmal Ähnliches serviert bekamen, dort nennen sie es Bistecca alla fiorentina.

Eva

Sie schreibt und immer häufiger fotografiert sie auch.

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