Die Unterkunft ist richtig schön, aber das Bett ist eine kleine Katastrophe. Der Morgen wird von mir mit Freuden in Empfang genommen. Ich bin froh, dass ich der weichen Matratze entfliehen kann. Zuerst einmal kann ich meinem Mann zum Geburtstag gratulieren, dieser hatte den Anlass schon wieder vergessen, freute sich aber dann doch über meine Glückwünsche 😁🎊1
Für den heutigen Tag hatte Jens sich eine Radtour durchs Val d‘Orcia gewünscht. Also haben wir nach dem Frühstück unsere Siebensachen zusammengepackt und sind mit dem Auto nach San Quirico d’Orcia aufgebrochen. Von dort sollte uns eine Runde über die Kapelle der Madonna di Vitaleta nach Pienza, weiter nach Bagno Vignoni und wieder zurück zum Auto führen. Am Morgen lag die Toskana noch unter dichtem Nebel und so packte ich mich den 11 Grad entsprechend warm ein. Die Planung überließen wir Google und es war wie fast immer, darauf sollte man sich nicht so unbedingt verlassen 🙄 wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist.

Schon ziemlich am Anfang führte uns der Weg in einen Wald, wo es ziemlich steil bergab ging, natürlich über einen Feldweg. Das meisterte ich noch ganz gut, indem ich die Bremsen einfach über Gebühr strapazierte. Danach folgte aber ein ebenso steiler (oder vielleicht noch steilerer) Anstieg. Jens erklomm diesen, musste aber heute auch mal in die höchste Unterstützungsstufe wechseln 😉, ich schaffte nicht mal die ersten Meter. Zusätzlich zum steilen Weg war dieser auch noch sehr, sehr ausgewaschen und rumplig. Jens stellte also sein Fahrrad oben ab, kam den Weg herunter, den ich mittlerweile zu Fuß angefangen hatte, loszustiefeln, schnappte sich mein Rad, fuhr los und kam… auch nur bis zur Hälfte. Was war ich froh!

Oben angekommen entledigte ich mich erst einmal aller Kleidung bis aufs T-Shirt, mittlerweile schien die Sonne ☀️ warm vom Himmel. An der Kapelle waren wir dann scheinbar die ersten und freuten uns, dass wir diesmal so allein waren. Das dauerte aber nur ca. 2 Minuten und dann waren von der anderen Seite auch die ersten Besucher angekommen. Heute hatte das Kirchlein geöffnet und wir konnten auch mal einen Blick hineinwerfen.

Auf dem Weg nach Pienza ließen wir allzu abseitig erscheinende Routen nun außen vor und erlangten gegen Mittag den Ort. Nach einem kurzen Bummel vorbei an der Kirche und zahlreichen Restaurants fanden wir unsere Unterkunft von vor 6 Jahren wieder, freuten uns an den Erinnerungen und ergatterten zu guter Letzt einen Platz in einem Café direkt an der Kirche.

Wer mehr über Pienza wissen will, muss mal ein bisschen über Papst Pius II. lesen, dem die Stadt ihren Namen verdankt. Wir selbst wollten uns ja noch auf den Weg nach Bagno Vignoni machen und mittlerweile saß uns die Zeit ein bisschen im Nacken. 15:00 Uhr wartete nämlich auf dem Weingut eine Weinverkostung auf uns. Zugegebenermaßen eine blöde Zeit, wenn man in Ruhe eine Radtour machen will. In Bagno Vignoni selbst reichte es für uns zu einem Kaffee und einem Eis und wir schafften sogar noch eine Stippvisite an den Sinterbecken (wobei dort meine Freude am Radfahren mal wieder einen Schotterwegdämpfer erhielt).

Nach reichlich 4 Stunden waren wir dann wieder am Auto und pünktlich 14:45 Uhr zurück am Weingut. Dort warfen wir uns noch kurz in andere Klamotten und schon ging die Weinverkostung mit einem kurzen Weg zum Weinkeller los. Dieser ist, wie fast alles in der Toskana oben auf einem Berg oder Hügel und dorthin liefen wir nun.

Empfangen wurden wir vom Besitzer Gianni, der mit seinem Bruder seit 2015 hier Rosso und Brunello di Montalcino unters Volk bringt. Angefangen hat das Ganze Mitte der 1990er mit dem Anpflanzen von Wein. Da braucht man schon einen langen Atem.
Bei der Verkostung waren außer uns noch 2 Kanadierinnen und 4 Amerikanerinnen. Die wollten also auch alle mal sehen, wie richtiger Wein funktioniert 😉.

Wie ich es mir schon gedacht hatte, war der Rosso eher nichts für mich, der Brunello war dagegen noch genauso lecker wie gestern. Nachdem die Gläser beim Verkosten immer gut gefüllt waren, entschieden wir uns, auch diesen Abend hier zu verbringen und bestellten auch für heute nochmals Köstlichkeiten von der Speisekarte. Diese werden jetzt gleich wieder in einem Korb geliefert und wir werden uns zur Feier des Tages einen schönen Platz suchen. Prost!

  1. Lektor: Ich musste mich erst einmal bei meiner geliebten Frau versichern, dass meine Rückenbeschwerden jetzt nicht in direkten Zusammenhang mit dem Beginn eines neuen Lebensjahres stehen. Sie hat da einen kleinen Erfahrungsvorsprung;) ↩︎

Eva

Sie schreibt und immer häufiger fotografiert sie auch.

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