Gut ausgeruht machen wir uns auf den Weg in eine bayrische Kleinstadt, pardon – Leavenworth. Wir haben den guten Vorsatz deutsches Brot zu kaufen und deutsche Bratwurst zu essen. Das Erste ist uns gelungen, die Bratwurst kann eigentlich nur ein Amerikaner für echt deutsch halten. Spaß haben wir trotzdem.
Für die teuerste Bratwurst, die wir jemals gegessen haben, gibt es zumindest die Auswahl aus 1001 Sauce.
Gleich hinter der „Alpen Strasse“…
…liegt der „Tannen-baum Shoppe“.
Zumindest scheint diese Marketing-Strategie den Ort am Leben zu erhalten und so anders als in Bayern sind die Berge doch auch nicht ;=)
Für den heutigen Tag haben wir uns aber noch ein ganz besonderes Ziel vorgenommen. Dazu müssen wir erstmal am Lake Chelan vorbei und dann auf den North Cascades Hwy wieder Richtung Westen. Zwischen Winthrop und dem Washington Pass zweigt eine kleine unscheinbare Piste nach Norden ab. Diese führt über etwa 20 Meilen tief in die North Cascades hinein und auf den Gipfel des Slate Peak.
Wie kommt man auf die Idee, solch eine Straße zu befahren? Zu unseren immer wiederkehrenden Urlaubsvorbereitungen gehört es, dass wird uns auf http://www.dangerousroads.org interessante etwas „schwierigere“ Routen ansehen. Diese versuchen wir dann nach Möglichkeit auch zu fahren. Wenn man sich die Straßen auf der Website ansieht, merkt man, dass „dangerous“ ein weit gefächerter Begriff ist: Nähme man das immer wortwörtlich, dann wäre kein Alpenpass sorglos befahrbar.
In unserem speziellen Fall ist das Vorhandensein eines 4×4-Antriebes mit Untersetzung zwingende Voraussetzung. An manchen Stellen ist die Piste nur unwesentlich breiter als unser Fahrzeug, allerdings kommt uns auf der gesamten Strecke auch nur ein Auto entgegen. Wir schleichen die nächsten Stunden über viele Serpentinen bergauf, ab und zu fürchten wir um unser Geschirr, aber im Großen und Ganzen ist die Strecke gut befahrbar.
Am Hart’s Pass schauen uns ein paar Hiker erstaunt an, mit welch großem Auto wir hier hoch tuckern. Die letzte Meile ist jetzt wirklich sehr steinig, aber nach reichlich zwei Stunden haben wir das „Dead End“ erreicht: Wir stehen vor dem geschlossenen Tor der alten Radarstation auf dem Slate Peak. Wir finden eine halbwegs gerade Parkposition neben zwei anderen Autos, die vermutlich Wanderern gehören, die auf dem Pacific Crest Trail unterwegs sind.
Unser erster Blick geht Richtung Osten.
Nach Süden sieht es viel spannender aus. Links sieht man die Piste, die wir gerade gekommen sind und am Horizont so ziemlich jeden Gipfel der North Cascades.
Wenden wir uns weiter Richtung Westen, sehen wir auch den Slate Peak auf der rechten Seite.
Schnell ist klar, dass wir die Nacht hier oben verbringen werden. Nun kümmern wir uns erst einmal um unser Abendessen. In einer Höhe von knapp 2200m dauert das Kochen etwas länger, vor allem wenn der Wind immer noch genau in die Luftansaugung des Herdes bläst. Irgendwann sind wir tatsächlich satt, zwischendurch nehmen wir uns aber immer wieder Zeit, nach dem besten Licht zu schauen.
…und langsam übernehmen Mond und Sterne den Himmel.
Rechts färben die letzten Sonnenstrahlen von unten die Wolken, in der Mitte sind die ersten Sterne zu sehen und links bescheint das silbrige Mondlicht die Wolken.
Würden wir es nicht mit eigenen Augen sehen, hielten wir es für ziemlichen Kitsch. Diese Nacht ist mit Sicherheit eine der Einsamsten, die wir in diesem Urlaub erleben werden. Wir hatten uns lange auf die Nacht auf diesem Berg gefreut, umso glücklicher sind wir, dass an diesem Abend auch das Wetter so mitspielt.
Aber warum gibt es überhaupt eine Piste auf diesen Berg? Zum Ende des 2. Weltkrieges und zu Beginn des Kalten Krieges schliffen die Amerikaner die Spitze des Gipfels, um an dieser Stelle eine Radarstation zu errichten. Zur Versorgung wurde die Slate Peak Road angelegt. Die Radarstation wurde niemals gebaut und die Straße verfällt seitdem. Heute existiert auf dem Gipfel nur noch ein Feuerwachturm.