Am heutigen Morgen wurden wir vom Telefonklingeln aus dem Tiefschlaf gerissen. (Zugegebenermaßen gar nicht so zeitig, es war schon 7:45 Uhr, aber wir haben doch Urlaub und zumindest einer von uns kommt immer erst spät ins Bett. Jens ist ja damit beschäftigt, möglichst viele Worte in einen Beitrag zu bringen 😉) Da Jens‘ Vater aber nur ein bisschen plaudern wollte, konnte ich mich wieder zur Seite legen und in Ruhe so lange schlafen, wie ausgeschlafen scheinbar dauert 😁.

Heute stand die Peak-2-Peak-Seilbahn auf dem Programm, in Verbindung mit diversen anderen Bahnen, damit man diese überhaupt erreichen konnte. Vorher schauten wir mal nach dem Wetter für die kommenden Tage, sahen an den von uns vorgebuchten Campgrounds der kommenden zwei Nächte 8!!! Regentropfen 😳 und konnten die dann sogar noch ganz benutzerfreundlich stornieren. Allerdings waren wir auch bis zum Abend damit beschäftigt, 2 Plätze als Ersatz zu finden in einer Gegend, in der es vielleicht wettermäßig ein bisschen schöner ist. Es ist ja wieder mal Wochenende und da ist das in Kanada gar nicht so einfach. Naja, am Ende hat‘s geklappt.

Der Tag heute war mal wieder so richtig heiß, wir hatten glatt schon vergessen, wie sich 34° C anfühlen. Da war der Weg auf den Berg eine gute Lösung. Zuerst kauften wir mal gefühlt die Bahnen der Umgebung, indem wir ein Tagesticket lösten. Mit der ersten Bahn ging es dann auf den Whistler Mountain zur Roundhouse Lodge. Lustig anzusehen war, wie in vielen Kabinen die Mountainbiker mit ihren Rädern einsortiert wurden. Niemals, wirklich niemals nicht würde ich mit dem Fahrrad so einen Berg runterfahren und die sind sogar noch viel höher gefahren und da waren kleine Kinder dabei und und und…

Oben angekommen hatten wir einen schönen Blick auf schneebedeckte Gipfel und wenn man sich nun auf den Weg zu einem Sessellift machte, konnte man auch noch auf „The Peak“. Also habe ich darüber nicht groß nachgedacht und los ging es. Die wesentlich größere Herausforderung kam erst nach der Bewältigung der vielen Serpentinen und steiler Zwischenstücke, auch der Sessellift war „easy going“. Auf dem Gipfel angekommen, gab es eine Hängebrücke, um ganz nach vorn zu kommen. Das war jetzt nicht soooo wahnsinnig weit vom Grund entfernt, vielleicht so 80 Meter, da kann ja nicht so viel passieren. Womit ich nicht so richtig gerechnet hatte, war die Schaukelei. Das letzte Drittel fand ich dann wirklich ganz schön anstrengend und der junge Biker vor mir, der immer wieder versuchte, die Brücke noch mehr zum Schwanken zu bewegen, ist nur kurz einem Tritt in seinen Allerwertesten entgangen 🙈. Irgendwie bin ich heil auf der anderen Seite angekommen und die Aussicht in alle Richtungen hat natürlich für vieles entschädigt.

Ich entdeckte dann, dass man den Weg auch ohne Hängebrücke zurücklegen konnte und dann hatte uns der Sessellift auch bald wieder. An der Roundhouse Lodge angekommen, hatte ich die vage Vorstellung von einem Essen, aber zu mehr als den schlechtesten Pommes ever hat es dann doch nicht gereicht. Dann ging’s halt schneller zur Peak-2-Peak-Gondel. Wenn man sich insgesamt im Gebiet von Whistler die Warteschlangenvorrichtungen anschaut, dann war hier heute quasi nichts los und ich möchte gar nicht wissen, was hier im Winter abgeht. Aber das muss ich ja auch nicht 😉.

Die Fahrt vom Whistler Mountain zum Blackcomb Mountain war wie die Fahrt über einen riesigen Wald. Manche warteten auf die beiden Gondeln mit Glasboden, aber da gab es ja auch nur Wald zu sehen. So teilten Jens und ich uns einen Gondel, in der im Winter sicher mehr als 10 Menschen sitzen müssen. Da hatten wir einen guten Rundum- und Tiefblick.

Auf dem Blackcomb Mountain angekommen, ging es nun eigentlich nur noch talwärts, mit der Möglichkeit einer Zwischenstation. Und als hätte ich es geahnt, scannte ich natürlich vorbildlich die Gegend und entdeckte kurz vor der Zwischenstation einen Bären. Jens war so geistesgegenwärtig und schnappte den Rucksack, so dass wir schnell aussteigen konnten und dann schauten wir gebannt mit ein paar anderen Menschen (man soll ja immer mindestens zu viert sein und unser Bärenspray ist natürlich im Auto auch gut aufgehoben 😉) dem Bären beim Fressen zu. Gerade als dieser sich ein wenig von uns weg begab und alle Richtung Gondel loswollten, kam auf einmal hinter dem Hügel, vielleicht 50 m von uns entfernt, das nicht mehr ganz junge Bärenkind hervor. Erst gab es kurze Panik, dann merkten alle, dass es sich auf den Weg zur Mama begab und wir konnten wieder staunend zuschauen. Nachdem die beiden im Wald verschwunden waren, konnten wir alle noch gebannt beobachten, wie plötzlich ein Wanderer des Wegs kam, vielleicht 20 m von den Bären entfernt und selbst die freundlichen jungen Mädchen an der Seilbahn „Sh..!“ riefen. Aber wir sind heute keine Zeugen davon geworden, dass die Bären außer Beeren auch noch Menschen vertilgt hätten. Er ist unbeschadet eine Gondel vor uns bergab gefahren.

Mein kulinarischer Höhepunkt des heutigen Tages, bzw. des ganzen Urlaubs war dann in Whistler Village. Eigentlich wollten wir nur die Happy Hour nutzen, um einen Cocktail zu trinken. Aber auf der Karte gab es neben einer äußerst leckeren Tomatensuppe für mich und Austern für Jens eine Käse- und eine Wurstselection mit richtiger europäischer Auswahl. Ich konnte mein Glück kaum fassen. So gern ich in diesem Land Urlaub mache und die Landschaft und alles, was sie so zu bieten hat, genieße, vermisse ich es, gemütlich irgendwo zu sitzen und lecker (und unfrittiert) zu essen. In den allermeisten Fällen ist es einfach nicht möglich. Umso schöner, dass es heute diese große Ausnahme gab. Und das, was wir nicht geschafft haben, ist jetzt in unserem Kühlschrank 😁.

Und während ich den heutigen Tag fertig geschrieben habe und der gestrige sogar schon auf seine Veröffentlichung wartet, sitzt Jens immer noch über dem „Flugtag“. Ihr müsst also mit meinem schnell verfassten Geschreibsel leben, sorry!

Eva

Sie schreibt und immer häufiger fotografiert sie auch.

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