Egal, wer von uns die Beiträge schreibt, die Idee für einen passenden oder auch unpassenden Titel obliegt meist mir. Eva meint, „Erster Tag“, „Zweiter Tag“ würde auch reichen, ich finde, etwas intrinsischer darf es dann schon sein. Besonders gilt das heute, wo wir die Mezzo Mille erreicht haben. Ich finde, für den heutigen Beitrag wäre es dann mal wieder mal dran, ein vorderen Platz bei Google zu erreichen, wie beispielsweise hier und hier. 1
Ich schreibe hier sicherlich für niemanden etwas Neues, wenn ich erwähne, dass Serpentinite metamorphe Gesteine sind, die sich unter erhöhtem Druck und Temperatur im Lithosphärenmantel oder flachkrustal bilden. Dass die Umwandlung von ultramafischen Gesteinen in Serpentinit nur unter Wechselwirkung mit wässrigen Fluiden stattfindet, versteht sich von selbst. Es war mir jedoch wichtig, dies hier zu erwähnen, weil es ansonsten für den Beitrag und den Text und das Leben vieler Menschen keine Rolle spielt. 😉
Also fast keine, denn in Siena, wo wir gerade sind, finden wir diesen Stein am Dom, sowohl innen als auch außen. Die dekorativen grünen Streifen zwischen dem weißen Marmor – das ist Serpentinit. Apropos Dom: Wir waren heute früh recht zeitig in Siena, unsere Anreise aus Montalcino war ja recht kurz und so konnten wir uns die Parkmöglichkeit noch aussuchen. Unser erster Weg führte uns deshalb auch zum Dom. Vor diesem war es recht leer. Wir stellten fest, dass ein Betreten nicht mehr so einfach möglich ist, wie wir dies von früher kannten, unser letzter Besuch war Ostern 2019. Erst brauchten wir eine Eintrittskarte, die es an einem Seiteneingang des Domes gab, wo aber nur einer von uns hineingelassen wurde, um eben jenes Ticket zu kaufen, dass es uns ermöglichen würde, den Dom zu betreten. Ausgestattet mit Tickets betraten wir die Kirche und fanden uns nicht wirklich in einer Kirche, sondern in einem Museum wieder – rammelvoll, mit einem fest vorgegebenen Weg, den man im Dom zu absolvieren hatte. Irgendwie wirkte das recht befremdlich, aber wie soll man der Menschenmassen sonst Herr werden? Als wir vor ein paar Tagen in Livorno im Hafen ankamen, lagen vier Kreuzfahrtschiffe am Kai, zwei weitere verließen Livorno gerade. Einige der angebotenen Touren der Redereien führen auch nach Siena, ganz bestimmt.
Der Dom ist natürlich trotzdem noch sehenswert, vor allem, weil er ein Paradebeispiel italienischer Gotik ist und danach nicht mehr durch barocke Attitüden verschlimmbessert wurde. Auch finde ich es beeindruckend, die Bauanfänge des Duomo Novo zu sehen, der, wenn er denn je vollendet worden wäre, aus dem Hauptschiff ein Querschiff gemacht hätte. Das ganze Bauwerk hätte den alten Petersdom in Rom in den Schatten gestellt. Wegen statischer Probleme und dem einsetzenden Niedergang Sienas wurde das Bauwerk nie vollendet. Es existiert nur eine Wand des geplanten neuen Hauptschiffes und das neue Portal. Auf dieses kann man übrigens nach stundenlangem Anstehen steigen und hat von dort oben eine tolle Sicht über die Stadt. Wir sparen uns das heute, vor 6einhalb Jahren, als wir hier wohnten, haben wir das gemacht.
Genug von Serpentinit, kommen wir zum Ziegelstein. Der grüne Stein und der weiße Marmor sind natürlich nur Fassade und Staffage, gebaut ist fast alles hier aus Ziegeln. Der berühmte, nahezu dreieckige Il Campo zeigt das überdeutlich. Nicht nur die Gebäude, die den Platz einrahmen sind Ziegelbauten, auch der Platz selbst ist mit ihnen gepflastert. Wir zählen kurz durch und kommen auf unseren siebten Besuch hier – fast schon wie zu Hause. Oben auf einem der Balkone haben wir mal zwei Nächte über Ostern gewohnt. Wir schauen kurz nach, was das heute kosten würde und sind ganz froh, dies schon längst auf unserer Bucketlist abgehakt zu haben. In Bezug auf Siena steht da jetzt nur noch der Palio. Das schaffen wir auch noch, irgendwann.2 Das Übernachten am Campo ist übrigens nur teilweise ein Vergnügen. Es ist wirklich die ganze Nacht laut – bis früh morgens hört man die Stimmen der Menschen auf dem Platz, danach kommen die Kehrmaschinen.
Jetzt hätten wir Siena also auch abgehakt, wären unserer Pflicht nachgekommen und haben nachgeschaut, ob noch alles da ist. Da können wir jetzt zum Teil 2 des Tages übergehen. Das wären dann 35 weitere Kilometer Richtung Norden. Die Stadt wird kleiner, die Anzahl Besucher aber nicht. Dort haben wir einen Termin bei Sergio Dondoli. Er weiß nicht, dass wir kommen, es dürfte ihn auch nicht interessieren. Das ist auch nicht wichtig, wichtig ist aber, dass wir kommen. Das wird dann Beitrag Nummer 500 und 1, ganz ohne Ziegelstein, ganz ohne Serpentinit.
- Sorry dafür, ich habe auch meinen Ehrgeiz und verbinde an dieser Stelle Privat und Beruf. Mal sehen, ob es heute klappt. ↩︎
- Welche:r Leser:in sich gefragt hat, ob es diese Bucketlist wirklich gibt, kann ich jetzt aufklären: Die gibt es nicht. Aber manchmal gibt es so Situationen, wo uns (und besonders mir) etwas auffällt und wir dann sagen, das könnten wir irgendwann mal machen. ↩︎