So langsam müssen wir auch mal über den Heimweg nachdenken…
Obwohl das Wetter genau hier am Golf de Saint-Tropez am schönsten bleibt, hatten wir schon gestern ganz schnell scharfgestellt, sogar unabhängig voneinander, dass uns eine Nacht in Saint-Tropez reichen würde. Der Plan war heute, das schöne Wetter am Mittelmeer noch ein bisschen auszukosten und trotzdem langsam den Heimweg anzutreten. Das hätte auch den Nebeneffekt die immer volle A9 in Frankreich nicht fahren zu müssen.

Also schlängelten wir uns um die Bucht herum, fuhren durch das provencialische Küstengebirge, ließen Cannes, Nizza und Monaco rechts liegen und waren plötzlich, aber nicht unerwartet, in Italien an der Riviera dei fiori. Hier gibt es immer mehr Teile der alten Bahnlinie an der Küste, die als Radwege wiederbelebt werden, so auch zwischen Ospedaletti im Westen und San Lorenzo die Mare 25 Kilometer weiter im Osten. Diese Pista Ciclabile del ponente Ligure nutzt noch die alten Tunnel der Eisenbahn und führt an den teils verfallenen, meist aber einer anderen Nutzung zugeführten Bahnhofsgebäuden vorbei. Das alte Gleisbett, welches asphaltiert wurde, teilen sich heute RadfahrerInnen und ein paar FußgängerInnen. Für uns ist es jetzt genau das Richtige, um sich auf der Autofahrt ein bisschen zu bewegen und auf Nahrungssuche zu gehen.

Gesättigt und ein bisschen bewegt wechseln wir wieder das Transportmittel, verlassen die Küste und begeben uns in die tiefhängenden Wolken des ligurischen Küstengebirges. Dahinter erwartet uns das Piemont, für uns noch eine weißer Flecken auf der Landkarte. Unser heutiges Ziel ist es nicht, dort die Kirschbäume zu sehen, welche immer für die Mon-Chéri-Werbung herhalten müssen oder Nana-Minze zu suchen, die ein ähnliches Schicksal für Tic-Tac erfüllen muss. Unser Ziel ist das Langhe, die hügelige Landschaft, welche das zu Hause für die Nebbiolo-Trauben ist. In Flaschen abgefüllt ergeben diese hervorragende Rotweine. Eine erste Verkostung haben wir gerade hinter uns, morgen werden wir uns dem Barolo noch intensiver widmen…

Jens

Er fotografiert und gelegentlich schreibt er auch.