Zur Abwechslung gibt’s heute mal den Bericht für 2 Tage. Empfang hat man hier eher selten, daher freuen wir uns immer über gutes WLAN. Der heutige Tag war ein reiner Fahrtag, also darf der am Ende noch drangehängt werden.
Gestern sind wir (nicht ganz so zeitig) mal wieder an einen Ort gefahren, den Jens schon lange als Bild vor Augen hatte. Etwa 50km von unserem Campground entfernt, liegt der Maligne Lake mit seiner kleinen (Halb-)Insel Spirit Island. Um dieses Eiland mitten in einem Gletschersee, umrahmt von hohen Bergen, ranken sich einige Legenden. Die am häufigsten gehörte ist jene einer Romeo-und-Julia-Geschichte, nicht in Verona; sie handelt nicht von den Familien Capulet und Montague, sondern von einem Liebespaar zweier verfeindeter Stämme der First Nation.
In diversen Wetter-Apps war nicht so richtig rauszufinden, wie das Wetter am Morgen dort werden würde und so haben wir uns erst vor Ort getraut, eine Bootsfahrt – denn nur so kommt man dorthin – zu kaufen. Diese Fahrt weit im Vorhinaus zu buchen war uns zu euphemistisch, da es nur bei schönen Wetter wirklich sehenswert ist und das haben wir jetzt. Es geht also doch noch ohne halbjährige Vorbereitung. Da wir schon 8:45 Uhr vor Ort waren, unser Boot dann aber erst 10:00 Uhr losfuhr, hatten wir noch Zeit für ein Frühstück im Camper, bevor wir mit 46 anderen „Mitreisenden“, unserem Guide und der Kapitänin losfuhren.
Die Hinfahrt dauerte ca. 45 Minuten, in welcher der Guide uns eigentlich ununterbrochen mit Fakten unterhielt. Am Anfang fragte er, ob jemand schonmal hier gewesen sei. Als alle dies verneinten, meinte er, das wäre gut, Internet gäbe es hier nicht und er könnte eigentlich erzählen, was er wollte, die Fakten überprüfen könnte schließlich niemand 😉 Am Eiland angekommen, durften wir dann alle aussteigen, natürlich auf der Nachbarinsel, denn Spirit Island darf nicht betreten werden, die Insel ist ein Heiligtum der Ureinwohner. In einer Viertelstunde konnten wir einen Rundweg zurücklegen, bei dem es dann auch reichlich Möglichkeiten zum Fotografieren gab. Die Sonne teilte sich mit hübschen Wolken den Himmel, es waren angenehme Temperaturen und hier gab es dann für Jens quasi den Two Billion Dollar View. Er war auf jeden Fall ganz entzückt 😁. Wieder einmal Glück gehabt für den Once in a Lifetime Moment.
Da wir nun einmal so schönes Wetter hatten und der See zum Verweilen einlud, setzten wir uns nach dem Bootsausflug noch ins Restaurant und genossen Nahrung und Wetter. Auf dem Rückweg zum Auto kamen wir noch bei den Park Rangern vorbei, die gern ihre Informationen unters Volk bringen. Zusätzlich dazu verkauften sie aber auch Bärenspray, auf welches wir nun schon seit ein paar Tagen scharf waren – also im übertragenen Sinne (Bärenspray ist letztendlich nichts anderes als ein hochdosiertes Pfefferspray). Zusätzlich zum Spray gab’s auch noch eine Demonstration und den Wunsch, dass wir es nicht benötigen mögen 😉
Auf dem Weg zurück nach Jasper kamen wir dann recht bald an einem Parkplatz vorbei, an dem schon Autos und Busse standen. Dort hatte ein Weißkopfseeadler-Pärchen gebrütet und man konnte im Nest die Jungen beobachten, die noch nicht flügge waren. Am Anfang saß auch noch ein Elternteil etwas abseits, aber bis der Fotoapparat auf dem Stativ stand, war der Vogel weg. Außerdem war Jens mit soviel Schwung auf den huckeligen Parkplatz gefahren, dass wir uns schon wunderten, welchen Krach wir aus unserem Aufbau hörten. Vorsichtig öffneten wir die Tür und sahen uns den Scherben der Hälfte unseres Geschirrs gegenüber 😳. Da war die Schranktür wohl nicht richtig verschlossen gewesen. Nachdem wir gekehrt hatten, beobachteten wir noch eine Zeit lang die beiden Vögel, bevor wir dann von aufkommendem Niesel vertrieben wurden.
Ein Stück weiter des Weges gab es wieder einen Stau und hier waren dann Mountain Goats (bei uns als Mufflons bekannt) zu bewundern. Wir sind also wieder auf einen Parkplatz gefahren, um zu fotografieren, ich war beim Aussteigen aber so beschwingt, dass ich mir die nicht so leichte Tür unseres Trucks auf den Daumen schlug und erst einmal eine Weile wie Rumpelstilzchen herumhüpfte. Schreien wollte ich nicht, da da ja noch die Tiere waren, aber es hat definitiv bis zum späten Abend gedauert, bis der Schmerz nachließ.
Zurück auf dem Campground war relativ schnell klar, heute gibt es kein Lagerfeuer. Es windete ganz schön und unser Camper wackelte so vor sich hin. Irgendwann im Verlauf des Abends entschieden wir, dass wir dann wohl doch drinnen kochen müssten. Gesagt, getan und vergessen, die Dunstabzugshaube anzumachen (wer hat sowas denn schon im Camper?). Durch den Sturm drückte es scheinbar das Gas schön in unser Auto, so dass schon bald der Propangas-Alarm losging. Nach dem ersten Schreck öffneten wir alle Fenster und Türen, stellten das schrille Geräusch auf Silence und beobachteten, wann es denn wieder grün würde. Nachdem die Dunstabzugshaube loslegte, war der Alarm auch schnell wieder aus. Jens und ich haben derweilen weiter gekocht und geschrieben, während draußen ein veritabler Regen sein Unwesen trieb. Als wir dann essen wollten, fingen wir an die Fenster zu schließen und bemerkten zu unserem großen Schreck, dass auch das Fenster über dem Bett sperrangelweit auf und unser Bett nun nass war. So richtig wussten wir mit der Situation im ersten Moment nicht umzugehen, wo schläft man bitte im Camper, wenn das Bett nicht benutzbar ist? Aber wir wären nicht wir, hätten wir nicht auch diese Situation gemeistert. Mittlerweile sind sowohl Matratze als auch Decken und Kissen wieder trocken und nach einer eher besch… letzten Nacht wird die heute bestimmt traumhaft schön.
Einen Tag später sitzen wir also wieder im Camper und schreiben. Heute sind wir den ganzen Tag auf dem Yellowhead Highway gen Westen gefahren, haben einmal am Straßenrand einen Braunbären gesehen und am Ende des Tages einen netten, privat geführten Campingplatz in Prince Rupert gefunden. Das Fenster über unserem Bett werden wir sicher nur noch mit Bedacht öffnen, aber im Moment sieht es auch gar nicht so aus, als ob es gleich regnen würde.