Von dem Thron gingen Blitze, Stimmen und Donner aus. Und sieben lodernde Fackeln brannten vor dem Thron; das sind die sieben Geister Gottes. Und vor dem Thron war etwas wie ein gläsernes Meer, gleich Kristall.

Die Offenbarung des Johannes findet sich auch im Koran. Sie soll theologisches Fundament des westlichen Leuchtturms des Islam sein.
Wie einst der Leuchtturm von Pharos, dem 7. der antiken Weltwunder steht das Minarett als Wegweiser und Fixpunkt im Meer. Mohammed wusste genau, welche Symbole er als Vorbild in seiner neuen Religion verwenden wollte. Wohl nirgends sieht man diese Parallele besser als hier. Weiter westlich als hier wird man keine bedeutende Moschee mehr finden, gefühlt ist die Welt des Islams hier zu Ende, zumindest jene Welt, die man zu Zeiten Mohammeds kannte.

200 Säulen wurden 60 Meter tief in den Meeresboden gegründet um darauf eine Moschee zu bauen – 200 Meter lang, 100 Meter breit. Der Petersdom hätte gut Platz in der Moschee. Für die Kuppel des Michelangelo müsste man das Dach öffnen, in drei Minuten wäre auch das erledigt.
210 Meter ragt das Minarett in den Himmel, bis 2019 war es das höchste religiöse Bauwerk der Welt. Der Muezzin könnte bei seinen regelmäßigen Rufen zum Gebet auf dem Ulmer Münster die Bleiplatten zählen, stünde jenes direkt daneben. Heute ist das Minarett der Djamaâ el Djazaïr Moschee in Algier noch 55 Meter höher – die Rivalität der beiden Magrebstaaten wird auf allen Ebenen ausgetragen. Die Rangliste der größten Moscheen variiert, zumindest hier vor Ort. Da kommt es darauf an, wen man fragt. Mal ist es die zweitgröße Moschee nach jener in Mekka, dann die größte außerhalb Saudi-Arabiens, mal auch nur die fünftgrößte nach Mekka, Medina, Jakarta und dem Imām-Reza-Schrein im Iran. Bezeichnenderweise ist die Djamaâ el Djazaïr Moschee in Algier auf keiner Rangliste hier in Marokko vertreten, so als existiere sie gar nicht.

Offiziell war das gewaltige Bauwerk ein Geburtstagsgeschenk des Volkes an seinen König. 6 Jahre lang waren 2.500 Arbeiter und zehntausend Handwerker und Künstler beschäftigt. Kein Bauwerk dieser Größe wurde je in kürzerer Zeit errichtet. 600 Millionen Euro wurden zum Großteil dem Volk abverlangt und zahlreiche Arbeitsunfälle zogen die Kritik desselben auf sich. So kam es, dass in den ersten Wochen nach der Eröffnung von Oppositionellen immer wieder der Schriftzug „Moschee des Volkes“ angebracht wurde.

Hightech und Islam müssen kein Wiederspruch sein, im Gegenteil: Ein modernes, diskret verborgenes Soundsystem bringt das Gebet zu allen Menschen in und um die Moschee. All die riesigen titanbeplankten Türen sind elektrisch betrieben und das Minarett wirft von seiner Spitze einen grünen Laserstrahl gen Mekka.

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