Strenggenommen war es heute nur ein Fjord, dessen Küstenlinie wir folgen mussten. Der Vestfjord, welcher die Lofoten vom Festland trennt, wird häufig als solcher gar nicht wahrgenommen, obwohl er hinsichtlich der Wasserfläche alle anderen schlägt. Vielmehr nimmt man seine weit verzweigten Seitenarme als eigenständige Fjorde war, der Tysfjord, welchen wir heute mit der Fähre querten, ist davon sicherlich der Bekannteste. Nicht zu erwähnen brauche ich wohl das traumhafte Wetter, welches wir heute wieder genießen durften. Selbst auf der 45minütigen Fährfahrt wehte kaum ein Lüftchen. Obwohl es noch heute Morgen entgegen der Informationen aus dem Smartphone gar nicht danach aussah – Narvik lag unter einer dicken Wolkenschicht, die sich in der Nacht in den Fjord geschlichen hatte. Aber ein oder zwei Tunnel später sah das Wetter dann tatsächlich so aus, wie wir es erwartet hatten.

Heute folgten wir von Narvik aus der E6, der „Nordkapautobahn“, nach Süden, Alternativen gibt es hier auch keine. Aber dieser Abschnitt der E6 gilt vielen als der landschaftlich schönste Teil. Das können wir jetzt bestätigen. Obwohl wir schon häufig hier oben waren, haben wir da noch nicht so viele Erfahrungen auf dieser Strecke, da wir meistens vorher auf die Lofoten abbogen oder den schnelleren Rückweg über Schweden oder Finnland nahmen oder nehmen mussten. Nur im Winter kennen wir diese Strecke und da sieht es hier tatsächlich ganz anders aus.

In Innhavet, kurz nach der Fährüberfahrt, sah ein Restaurant ganz nett aus, so dass wir beschlossen dort unsere Tageswaffel zu verzehren. Dieses Jahr sind wir damit ganz schön im Rückstand, so viele Möglichkeiten ergaben sich noch gar nicht. Aus dem Gefühl heraus, dass wir jetzt so ungefähr die Hälfte der E6 zwischen Kirkenes und Oslo geschafft hatten, habe ich das am Fußgängerüberweg mal verifiziert und mein Gefühl wurde bestätigt. Kurz mal überschlagen: Von Kirkenes bis hierher haben wir ungefähr zwei Wochen gebraucht, da wissen wir jetzt, wie lang wir noch bis nach Hause brauchen, schön wäre es…geht aber nicht, deshalb werden unsere Tagesetappen jetzt sukzessive immer etwas länger.

Als wir so am Fußgängerüberweg standen, hielten natürlich beide Richtungen sofort an, so dass wir uns genötigt sahen, auch rüber zu gehen. Wir entschuldigen uns dafür bei jedem, der deshalb heute in Oslo im Stau stand oder aber am Nordkap den Parkplatz nicht verlassen konnte 😉 Naja, ganz so schlimm ist es natürlich nicht, aber auf der E6 ist schon mehr los als auf anderen Straßen.

Deshalb verließen wir die E6 auch wieder, nachdem wir noch viele Tunnel durchfahren und einige Fjells erklommen hatten, nur um von diesen gleich wieder herunter ans Meer zu fahren. Ab Fauske folgen wir dem Saltfjord und überfuhren den berühmten Saltstraumen, den stärksten Gezeitenstrom der Welt, und seinen kleinen Bruder, den Godøystraumen. Am Saltstraumen kamen wir kurz nach Ende der Ebbe an, deshalb war von den wilden Wasserströmungen hier gar nichts zu sehen. Das kennen wir aber schon, deshalb haben wir es nicht vermisst. Auch verzichtete ich darauf, heute eine Angel hier reinzuhalten, das ist immer ein großes Ködergrab. Wir vergewisserten uns nur bei der Beobachtung anderer Angler davon, dass dies immer noch so ist.

Weit war unser Weg dann nicht mehr. Wir stehen jetzt auf einem Campingplatz am Kjellingstraumen, aber so ganz wohl fühlen wir uns nicht. Zu viele Leute, welche die gleiche Sprache sprechen wie wir und zu viel „Community“. Das ist nicht so unser Ding. Wir sind immer noch nördlich des Polarkreises. Die Sonne geht heute aber schon kurz nach 23.00 Uhr unter und erst um 3.00 Uhr wieder auf. Wir werden Kerzen brauchen, um die dunkle Nacht zu überstehen 😉

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