Heute morgen überkam mich das erste Mal das Gefühl, dass jetzt wirklich die Rückreise beginnt. Die letzten Tage reisten wir zwar schon in die richtige Richtung, aber wirklich seeeeehr langsam. Das musste sich heute ändern. Der wunderbare Kystriksveien hatte nur noch wenige Kilometer für uns übrig, bevor er an der E6 enden würde. Wir sind froh, diese Tour an der Küste entlang wieder einmal gemacht zu haben. Das die Strecke zu den schönsten Landschaftsrouten der Welt gehört, wie es die Tourismusbranche in Norwegen nicht müde wird zu betonen, können wir an dieser Stelle wieder bestätigen – und wir kennen wirklich einige der schönsten Strecken auf dieser Welt. Aber noch nie haben wir uns so viel Zeit dafür genommen wie dieses Mal. Dem Besucher werden 5 Tage empfohlen, das haben wir übererfüllt, dem Wetter sei dank. Es wird übrigens empfohlen, diese Tour von Süd nach Nord zu bestreiten, damit nicht immer die Sonne von vorn scheint. Ich stelle mir ganz besorgt die Frage, wie denn die vielen nordwärts Tourenden dann wohl wieder nach Hause kommen. Irgendwann muss es ja wieder nach Süden gehen. Im Normalfall erübrigt sich diese Frage natürlich, irgendwann kommt schlechtes Wetter und damit keine Sonne mehr von vorn. Etwas lustig haben wir uns aber trotzdem über diesen Tipp gemacht und ich kann als Fahrer an dieser Stelle versichern, dass mich zu keinem Zeitpunkt die Sonne gestört hat 😉

Von der großen Brücke über den Brønnøysund machten wir das letzte Bild über Helgelandskysten, trotz des Hupens des hinter uns fahrenden Autos. Nach wenigen Kilometern erreichten wir die letzte Fähre auf dem Kystriksveien und auch die letzte Fähre für uns in und am Nordmeer – für dieses Mal. Wir kommen aber bestimmt irgendwann wieder. Und als ob die Fähre bei uns in guter Erinnerung bleiben wollte, war dieses eine Mal sogar der Imbiss mit einem richtigen Menschen in Betrieb. Die Chance nutzten wir für die vielleicht letzte norwegische Waffel für längere Zeit. Vor uns sieht das Wetter nach wie vor gut aus, hinter uns fängt es aber an, sich zuzuziehen. Ein Blick auf die Großwetterlage, den ich schon die letzten Tage immer mal wieder gewagt hatte, zeigt eine lange Regenfront, welche sich langsam von der Ostsee kommend über den Skanden, das skandinavische Gebirge, schiebt und für die ganze nächste Woche zwischen Nordkap und hier kein schönes Wetter verspricht. Welches Glück hatten wir oder um es mit etwas mehr eigener Initiative auszudrücken: „Was hatten wir für ein gutes Timing!“

Jetzt stehen wir kurz vor Trondheim auf einem nicht wirklich schlechten Campingplatz, das letzte Mal am Nordmeer bzw. einem seiner Fjorde. Gerade ist es uns nach den Eindrücken der letzten Wochen hier viel zu voll, keine Platzbetreiberin stellt auf jeden Picknicktisch der nur 5 Stellplätze frische Blumen, so wie wir das auf Senja am Mefjord erleben durften. Der Platz heute kostet glatt das Doppelte, dafür hat er einen Laden, einen Spielplatz, markierte Parzellen und die Straße direkt hinter uns. Wir würden gern auf das alles verzichten. Wir merken, dass unser letzter großer Ballungsraum Helsinki war und das dies eine Weile zurückliegt. Tromsø klammern wir mit seinen knapp 80.000 Einwohnern mal aus, weil das „Paris am Tor zur Arktis“ auf uns immer einen beschaulichen Eindruck machte, so auch dieses Mal. Und jetzt, am Ziel des heutigen Tages, meinte Eva gerade: „Mir geht es jetzt auch so, wie dir schon heute früh – der Rückweg hat begonnen.“ Über eines können wir uns aber heute hier nicht beklagen: Die Farben am Himmel sind auch über diesem Stellplatz schön, auch wenn wir nicht in der ersten (und einzigen) Reihe am Meer stehen.

Eines haben wir heute noch geschafft: Traditionell gehört es bei uns im Urlaub dazu, dass, wenn wir selbst kochen, mindestens einmal Quarknudeln auf dem Speiseplan stehen. Wahrscheinlich haben wir das schon das ein oder andere Mal in diesem Blog geschrieben. Die Quarknudel kochte ich schon bei unserem ersten gemeinsamen Campingurlaub vor gefühlten Äonen, weil wir uns mal darüber unterhielten, dass wir dieses Gericht beide gern essen. Eva stellte nach dem Verzehr damals fest, das meine Quarknudeln so gar nichts mit denen gemein hatten, welche sie kannte. Geschmeckt hatten sie ihr aber. Ich warte jedenfalls noch heute auf ihr Rezept dazu, vermute aber, dass sie es längst vergessen hat.

Jens

Er fotografiert und gelegentlich schreibt er auch.

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