Ich denke, nein! Es ist jeden Tag das gleiche Einheitsblau, ein paar Wolken, die störende Schatten in die Landschaft werfen und manchmal sogar die Sonne verdecken. Deshalb wird es auch nie wirklich warm – wir frieren und müssen deshalb Kilometer schrubben um vielleicht endlich, nach langer Zeit, doch mal die Sonne sehen zu können. Heute waren es 54 davon, zum Glück mit zwei Fähren, damit es überhaupt erträglich wird 😉 Damit sind wir der Heimat wieder ein ganz kleines Stück näher gekommen.

Aber ganz so schlimm, wie es hier klingt, war es gar nicht. Gestern Abend hatte sich der Himmel wohl etwas verausgabt. Schon beim „ins-Bett-gehen“ heute Morgen (also eher gestern Nacht) blickten wir aus dem Bett direkt ins Meer und sahen außer Wasser nichts rechts und links, oben und unten. Es war nicht wirklich sehr wellig, trotzdem sah die Strömung aus unserem fahrenden Heim (es stand natürlich in diesem Moment 😉 ) ziemlich reißend aus. Wir kamen uns vor, als stünden wir mitten im Meer. Die Nacht war dann auch ziemlich windig, sodass wir aufgrund des Pfeifens an den Dachluken diese etwas weiter als üblich schließen mussten. Heute morgen war dann von dem schrecklich schönen Wetter von gestern auch nichts mehr da – es regnete sogar. Darauf waren wir gar nicht vorbereitet, hatten wir doch unsere Möbel draußen gelassen, die jetzt natürlich nass waren. Probleme kann man haben…

Beim Frühstück, welches „mobilinhäusig“ (schreibt man das so?) stattfand, beobachteten wir kopfschüttelnd wieder die gleichen Kampfangler, welche gestern Abend ihre Fische bei uns nebenan filetierten. Man muss es schon sehr dringend nötig haben, wenn man bei diesem Wetter rausfährt. Ein Blick in deren Fahrzeuge mit den vielen Styroporkisten lässt Zweifel aufkommen, ob das alles so legal ist, was die Herren hier tun. Die 20 Kilogramm Fisch pro Kopf (wenn er denn ordnungsgemäß angemeldet ist) haben die Vier wohl längst überschritten. Wir wissen aber aus einigen Berichten, dass der norwegische Zoll inzwischen sehr wachsam ist und wünschen uns insgeheim auch hier einen Treffer für die Zollfahndung. Den toten Fischen nützt das nichts mehr, aber vielleicht langfristig ihren Verwandten. Unser gefangener Fisch ging gestern übrigens zur Neige, die letzten beiden Lumpfilets gab es in der Pfanne, mit Grill geht es derzeitig nicht – Brandwarnstufe „Gelb“ – trotzdem lecker.

Irgendwann trödelten wir dann langsam von dem schönen Stellplatz herunter, bunkerten noch Trinkwasser und begaben uns zum ersten Fähranleger heute. Die Fahrt dahin war deutlich kürzer als die Runde mit den Fahrrädern gestern. Die Überfahrt dauerte fast eine Stunde, die Sicht war aber mittelprächtig bis schlecht. Kaum von der Fähre runter, ging es 17 Kilometer später schon auf die nächste Fähre. Das dachten wir uns so, da die Zeiten eigentlich immer aufeinander abgestimmt sind. Aber, wie könnte es anders sein, war wieder Mittagspause. Im Meer schauten wir derweil der „Verschlechterung“ des Wetters zu, am Horizont war schon wieder dieser öde blaue Himmel mit der Sonne zu sehen 😉 Die Makrelen fingen auch wieder an zu rauben, direkt unter uns, ich hätte vermutlich Zielwerfen auf ihre Köpfe machen können. Während ich aber so darüber nachdenke, ob ich … oder ob ich nicht … war die Mittagspause vorbei und es ging auf die zweite und letzte Fähre für den heutigen Tag. Diese Überfahrt war mit 20 Minuten so kurz, dass gar keiner erst aussteigt, wir also auch nicht. Wir standen in der ersten Reihe und für eine bessere Sicht öffnete der Kapitän die Bugklappe – so kam es uns zumindest vor.

Um den nächsten Berg herum, sahen wir dann, was uns für den Rest des Tages erwarten würde: Das gleiche schlechte Wetter wie die letzten Tage. Naja, zum Glück waren es nur noch wenige Kilometer bis zu unserem heutigen Tagesziel am Fuße des Torghatten, des Berges mit dem großen Loch in der Mitte. Ich war schon zweimal oben im Loch, Eva mit mir auch schon einmal, also ließen wir das heute sein, so steil bergauf ist für eines unserer vier Kniegelenke, euphemistisch ausgedrückt, suboptimal. Außerdem wäre die Aussicht bei diesem Wetter heute auch wieder nur langweilig gewesen 😉

So schauten wir lieber norwegischen Kindern beim Baden in der campgroundeigenen Lagune zu und warteten auf die Vorbeifahrt der Hurtigrute. Hier kann man nämlich ein besonderes „Event“ buchen: Der Besitzer des Platzes hat wohl gute Beziehungen zur Reederei und fährt Zahlungswillige mit seiner Yacht in den Sund bis nah an das Schiff heran, dieses verlangsamt die Fahrt, hupt und die Yachtpassagiere können dann ein Selfie mit dem Hurtigrutenschiff machen – die Zeit ist inzwischen wohl für jeden Blödsinn reif. Heute gab es aber keine interessierten Selfiegrafen, wir verpassten sogar die Vorbeifahrt, vernahmen nur das Hupen des Schiffs von unserem Platz unter der Markise. Sogar die mussten wir heute wieder ausfahren, so schrecklich sonnig war es wieder.

Zum Abend hatten wir uns ein 3-Gänge-Menü im lokalen Strandrestaurant organisiert, sollte dies doch nach vollmundigen Lobpreisungen in den offiziellen Internetauftritten von Helgelandskysten und Kystriksveien zu den besten des ganzen Landes gehören. Wir kämpften uns also unter Hagelschauern und gegen den Sturm von unserer Markise bis zum Restaurant. Schlecht war das Essen nicht, aber wir hatten auch in Norwegen schon ausgefeiltere Küche. So versuchten wir im Rest des Tages wenigstens noch für einen kurzen Moment einen Blick auf das Meer zu erhaschen, bevor uns Sturm, Regen und Hagel wieder fest in ihren Fängen haben würde.

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