Die letzten Tage war es schon auffällig, wie die Anzeichen für die Existenz einer First Nation hier deutlich mehr wurden. Die Totempfähle sind dafür sicherlich das auffälligste, aber nicht das einzige Indiz. Tatsächlich hat man auch das Gefühl, dass in der Bevölkerung Nachkommen der First Nation hier deutlich zahlreicher anzutreffen sind als in anderen Landesteilen. Es lag also nahe, das Museum für die Geschichte der Ersten Nation in Kanada zu besuchen.
Die Gegend hier hat so ziemlich gar nichts mit dem zu tun, was wir hauptsächlich durch Karl May denken zu wissen. Warum hat sich ein Volksstamm hier schon vor 10.000 Jahren angesiedelt, in diesem Regenloch? Ganz einfach! Nahrung im Überfluss aus dem Meer und erträgliche Temperaturen in den Wintermonaten dank des Nordpazifikstroms, der das Wasserlabyrinth vor der Küste, die Inlets und die Kanäle dauerhaft eisfrei hält. Die ersten Begegnungen mit der Alten Welt hatten die Ureinwohner hier mit Russen, Pelzhändlern, weit vor dem Zeitpunkt, als Alaska an die Vereinigten Staaten verkauft wurde. Auch hier wurde betrogen. Auch hier wurden die Ureinwohner mit Glasperlen für ihre Felle und Fänge bezahlt. Erst viel später, als sie mit diesen Glasperlen und der vermeintlichen Gewissheit, es wäre ein wertvolles Zahlungsmittel, handeln wollten, erkannten sie, dass sie hintergangen worden waren. Die Glasperlen warfen sie weg. Noch heute gibt es hier Strände, wo man diese Glasperlen finden kann, vielleicht so, wie an der Ostsee Bernstein oder einen Hühnergott, auch wenn diese dann durchaus wertvoll oder zumindest natürlichen Ursprungs sind. Wenn wir dann noch lesen, wie das Volk aus Jägern und Sammlern mit Einbäumen über den Pazifik fuhr, relativiert das sowohl die Leistung der Wikinger als auch die eines Christopher Columbus etwas. Was sind wir doch heute alle für Schisser!
Wir bereiten uns jetzt so langsam auf unsere große Seefahrt morgen vor. Eineinhalb Stunden vor Abfahrt müssen wir im Hafen sein, sonst verlören wir unser Anrecht zur Mitnahme. Das steht so auf dem Ticket und da halten wir uns besser dran. Wir hätten echt ein Problem hier oben wieder in endlicher Zeit wegzukommen. Außerdem ist es natürlich auch ein bisschen mein Träumchen, das Befahren der Inside Passage, auch dann noch, wenn das Wetter zumindest für die erste Hälfte nicht ganz so sonnig aussieht, wie ich es gern gehabt hätte (um es mal positiv auszudrücken), aber wir können nicht alles haben, das wäre vermessen.