Wir hatten schon im Vorfeld einen Stadtführer organisiert, der uns hoffentlich viel Wissens- und Sehenswertes über die Stadt vermitteln konnte. Also uns beiden nicht unbedingt – wir sind hier Wiederholungstäter – aber unseren Mitreisenden. 10 Uhr sollte es losgehen und alle Beteiligten standen pünktlich bereit. Da die Medina am Vormittag noch im Dämmerschlaf liegt, ging es zuerst zum Königspalast und zum jüdischen Viertel, in die Mellah. Hier konnten wir zuerst ein meisterhaft verziertes Tor bestaunen und dann durch die Gassen schlendern, die ehemals von Juden bewohnt wurden. Heute leben die Juden in der Ville Nouvelle, der Neustadt von Fès aus der Zeit des französischen Protektorats.

Mohammed (Jens und ich haben uns nicht gewundert, dass er so hieß, gehen aber eher davon aus, dass dies nicht sein richtiger Name ist) und unser „Taxifahrer“ (es war eher ein Kleinbus) brachten uns im Anschluss zum Aussichtspunkt Borj Sud, den wir gestern Abend schon in einem anderen Licht sehen durften. Er konnte uns die Häuser, die wir von hier aus erkennen konnten, nochmal genau mit deren Bedeutung erklären, bevor es im Anschluss in eine Töpferei ging.

Das Handwerk, welches dort ausgeübt wird, wurde uns von einer jungen Marokkanerin nahegebracht. Sie zeigte uns die einzelnen Fertigungsschritte und wir staunten zum wiederholten Mal. Man mag sich nur die Werkzeuge ansehen, die benutzt werden um minikleine Mosaiksteinchen herzustellen. Für solch eine Arbeit wäre ich wahrscheinlich zu grobmotorisch 😉 Die Sitzposition der Handwerker würde ich auch keine Minute aushalten bzw. würde ich mich nicht mal so hinsetzen können. Nach dem Herstellungsprozess ging es, wie üblich, in den Verkaufsraum und natürlich hüpfte auch das ein oder andere Mitbringsel in unsere „Taschen“. Als uns im Anschluss ein Tee serviert wurde, erzählte die junge Frau auch noch, dass sie sehr gern in Deutschland eine Ausbildung zur Pflegefachkraft machen würde, die Sprachkenntnisse hatte sie auf jeden Fall schon.

Nach einem Stopp an unserem Auto zum Ausladen der Töpferwaren fuhren wir zum Bab Boujeloud. Das Stakkato-Hämmern der Kaffeekannenmacher wurde lauter: Wir betraten die Medina. Der Zugang in die Altstadt erfolgt für uns traditionell durch das „Blaue Tor“, wobei das nur für die Außenseite stimmt, die Innenseite des Tors ist nicht blau, sondern grün. „Die blaue Seite steht für die Farbe Fès, die grüne für den Islam.“, erklärte uns Mohammed. So einfach kann Farbenlehre sein. Der Bereich direkt hinter dem Tor wird in Fès auch »Platz der verlorenen Touristen« genannt. Für Besucher ist es sehr schwer bis unmöglich, sich in diesem Gassengewirr zurecht zu finden. Mohammed erklärte unterwegs einiges zu den verschiedenen Handwerken und Jens erklärte derweilen den Mitreisenden, warum er ein Holzstativ dabei hat und was dessen Vorteil ist. In den Gassen der Medina besuchten wir die Medersa Bou Inania. Diese wird gerade von Studierenden und deren Professor*innen aus Europa mit Werkzeug restauriert, das sehr an einen Zahnarzt erinnert.

Eine Gerberei – dieses Mal nicht jene Tannery von Chuwwara, durfte nicht fehlen. Diese heute ist kleiner, aber für den Eindruck ausreichend. In einer Weberei kauften wir uns die Tücher für den bevorstehenden Aufenthalt in der Wüste. Elias kann diese schon ausreichend gut binden, sodass wir zumindest dies betreffend gerüstet sind. Auch das Handeln übernahm er und wurde sich mit dem Weber bald einig. Mittagessen hatten wir inzwischen auch zu uns genommen; es gab das Übliche: Die Vorspeisen waren vegetarisch und sehr lecker, die vegetarischen Hauptgerichte sahen auch gut aus; mein Essen schmeckte so semi-gut, das habe ich dann mit Jens getauscht 🙂

Nach 6 Stunden, die wir unterwegs waren, hat uns Mohammed wieder am Riad abgesetzt und ich war zumindest darüber erstaunt, wie gut mein Knie durchgehalten hat. Da erhoffe ich mir nun ähnliches für die Wüste.

Das Abendessen wollten wir uns heute ganz allein erobern, kein Hinbringen, kein Abholen. Als Location suchten wir das „Fondouk Bazaar“ und wir fanden es fast selbstständig. Zwischendurch gab es kurz Hilfe eines Einheimischen. Das Essen war wunderbar frei von Tajine, nicht, dass diese nicht schmecken, aber etwas Abwechslung schadet nicht. Es gab endlich auch mal andere vegetarische Gerichte, leckere Tapas und ebenso schmackhafte Desserts.

Ich bin auf den morgigen Tag gespannt, welche Orte ich wieder hätte erahnen müssen, obwohl sie nur in Jens‘ Kopf als Bild existieren und er mal wieder vergessen hat, seine Erinnerungen mit mir zu teilen. Aber bisher sind wir noch immer da angekommen, wo wir hinwollten, also bin ich auch da guter Hoffnung.

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