Manche Erinnerungen brauchen etwas länger um wieder aufgefrischt werden zu können. Es gibt aus meiner Kindheit und Jugend Bilder in meinem Kopf, die ich nicht mehr ganz genau einem Ort zuordnen kann. Mit solchen Bildern im Kopf bin ich bestimmt nicht allein, aber als sehr visuell organisierter Mensch entsteht immer ein gewisses temporäres Unbehagen, wenn solche Bilder plötzlich auftauchen und ich diese dann nicht genau einordnen kann – Probleme könnte man haben 😉

Hier ist nun ein besonderer Fall: Es war nicht so, dass mir Bilder vom Markplatz dieser niedlichen kleinen Stadt ständig im Kopf herumschwirrten, aber immer, wenn wir die vielleicht letzten 20 Jahre in Tschechien unterwegs waren, wurden diese Bilder immer wieder in meinem Kopf hervorgekramt und ich unternahm den Versuch, diesen Ort wieder zu finden. Dadurch besuchten wir die eine oder andere hübsche Kleinstadt in Tschechien, ohne dass ich meine Bilder im Kopf aktualisieren konnte. Dabei wäre es heutzutage ein Leichtes gewesen, genau zu recherchieren und dann konkret das Ergebnis der Recherche anzuvisieren. Aber das wäre zu einfach und langweilig, denn manchmal braucht es auch den Zufall. Nur dieser führt an Orte, wo die Absicht niemals hinkommt.

Es ist jetzt schon ein paar Jahre her, dass ich endlich meine Kopfbilder wieder mit einer genauen Position verbinden konnte, jedoch ergab sich noch keine Gelegenheit mal schnell vorbeizufahren. Nun aber lag Telč auf direktem Weg von Dresden nach Wien. Letzten Mittwoch vor Himmelfahrt war es dann so weit: Ich war wieder da, nach vielleicht 40 Jahren. Das Wetter war alles andere als fotogen, das Weltkulturerbe der UNESCO wirkte wenig einladend, weder am Abend noch am Morgen danach. Das war aber gar nicht schlimm, da Telč auf unserem Rückweg von Wien immer noch am Wegesrand lag. Und heute war das Wetter deutlich besser – Mission abgeschlossen.

Jens

Er fotografiert und gelegentlich schreibt er auch.

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