Heute habe ich euch Urlaub versprochen

Diesen Ausspruch vernahmen wir heute auf unserer Fährüberfahrt von Senja nach Kvaløya. Die Mitpassanten schienen die letzten Tage wohl nicht so tolles Wetter gehabt zu haben, das können wir uns schon gar nicht mehr vorstellen, aber der Reihe nach: Wie nachtragend gestern noch geschrieben, litten wir heute Nacht doch sehr unter den schlechten Bedingungen zur Betrachtung der Mitternachtssonne. Wir hätten direkt aus unserem Bett der erstmaligen Berührung der Sonnenscheibe und des Meeres nach über zwei Monaten beiwohnen können – wäre da nicht diese Hafenmole gewesen. Irgendetwas ist doch immer 😉

Plötzlich wurden wir beide schlagartig wach, weil etwas (oder jemand?) an unser Heim zu klopfen schien. Draußen war blauer Himmel und es fühlte sich an wie ein schöner Sommermorgen. Ein Blick auf die Uhr lies uns aber schnell wieder unter die Decke kriechen, es war 4.33 Uhr. Das ist immer wieder abgefahren, wie sehr wir doch mit bestimmten Lichteindrücken und Sonnenständen bestimmte Tageszeiten in Verbindung bringen, obwohl wir doch inzwischen durch die letzten über zwei Wochen daran gewöhnt sein müssten. Die Geräusche kamen übrigens nur von einer der Angelruten, die hinten noch am WoMo lehnte und leicht vom Wind bewegt wurde.

Als wir dann gegen 9.00 Uhr tatsächlich aufgestanden sind, sahen wir, wie Seenebel in den Mefjord zog. Wir könnten noch bei Sonnenschein draußen frühstücken, aber irgendwann war es vorbei mit der morgendlichen Idylle. Also packten wir unsere sieben Sachen: Tisch und Stühle, Angelrute, Fahrräder, die zum Trocknen draußen ausgelegte Wäsche und verließen diesen wirklich schönen Platz. Zwei Kurven später, weiter hinten im Fjord, hatten wir die Nebelwand durchstoßen und genossen wieder die schönste Aussicht über das Meer und die Berge. Ich glaube sogar, ich habe mit Senja meine neue Lieblingsinsel in Norwegen gefunden. Aber ich bin noch nicht fertig mit der vollständigen Begutachtung, es gibt davon schließlich über 150.000!

Bis zu unserer nächsten Überfahrt im Norden Senjas Richtung Tromsø war es nicht sonderlich weit, wir hatten viel Zeit um die 14.00-Uhr-Fähre zu erreichen. Auf dem Weg lagen wieder mehrere enge und teils dunkle Tunnel. In einem davon hatten wir eine Rendevous mit einem LKW, viel Platz war da nicht mehr rechts und links.

Zweieinhalb Stunden vorfristig waren wir dann am Kai und hätten wahrscheinlich nicht viel später kommen dürfen. Das Schiff legte gerade von seiner letzten Überfahrt an und die Crew machte erst einmal Mittagspause. Wir sahen, dass all zu viele Fahrzeuge (und vor allem Wohnmobile) nicht auf das Schiff passen würden, wir waren uns aber sicher, dass es für uns reichen würde.

Wir bekamen die reichlich zwei Stunden dann auch mit weitestgehend Nichtstun rum – wir haben ja schließlich Urlaub. Halt, natürlich haben wir ein bisschen gewürfelt und ich dachte schon, die Würfel wären kaputt – Eva hat gewonnen! Ein sofort durchgeführter Test mit einem weiteren Spiel beruhigte mich dann aber und diese Anomalie trat nicht nochmals auf 😉 Dann unterzogen wir uns dem Puzzle zum Einstapeln der Fahrzeuge auf der kleinen Fähre. Pünktlich 14.00 Uhr legte diese ab und nahezu alle Mitfahrenden trafen sich im Sonnenschein auf dem Oberdeck. Hier vernahmen wir dann auch den Ausruf von weiter oben im Text.

Auch diese schöne Überfahrt ging irgendwann zu Ende mit unserem Eintreffen auf Kvaløya. Dort wartete schon eine seeeeeehr lange Schlange auf ihre Überfahrt. Ob die das alle heute noch geschafft haben, bin ich mir nicht sicher. Eva hat bei ihren Recherchen immer davon gelesen, wie voll Senja sei, ich konnte und wollte mir das gar nicht vorstellen. Sie hat aber Recht behalten. Summa summarum sind es nicht wirklich viele Fahrzeuge, es gibt aber auch nur eine Fähre im Norden und eine im Südwesten und wenige kleine Straßen mit vielen Tunneln (Die Verbindung über die Brücke in Finnsnes unterschlage ich jetzt mal). Unterwegs auf der Insel fühlte sich das zum Glück nicht so voll an, an den beiden Fähranlegern aber schon.

Inzwischen haben wir Tromsø erreicht, wohl wissend, dass hier die Stellplatzauswahl gelinde gesagt suboptimal sein würde. Den Wohnmobilpark schauten wir uns kurz an, im Internet konnten wir diesen schon nicht mehr buchen, weil er voll war. Vor Ort betrachtet, war das eher ein Glück. Nicht wirklich schön, eher im Gegenteil, aber dafür teuer. Wir suchten uns daher einen Platz im Hafen, direkt neben dem Hurtigrutenkai und können alles zu Fuß erreichen. Auch nicht wirklich idylisch, gerade im Vergleich zu unseren letzten Stellplätzen, aber wenigstens mit schöner Aussicht. Die Mitternachtssonne beleuchtet hier auf 69°39′ N heute das letzte Mal für dieses Jahr den Hausberg der Stadt hinter der berühmten Eismeerkathedrale, die wir immer noch nicht von innen gesehen haben, obwohl wir jetzt zum wer-weis-das-schon-zum-wievielten-Male hier sind. Ab morgen müssen wir uns dann langsam mal nach Süden bewegen…

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