Als wir heute früh beim Check-Out unsere Zimmernummer „two-o-two“ sagten, hörten wir ein „Oh, our best room here in the Tides hotel“ – ja, das wussten wir zu diesem Zeitpunkt schon längst, bewunderten wir die Aussicht doch direkt aus dem Bett heraus. Ein klein wenig hatte ich sogar die Hoffnung, heute morgen gegen 6.00 Uhr Auroras am Himmel zu sehen, aber leider hatten sich die Wolken noch nicht vollständig verzogen und ob ohne diese Wolken wirklich Nordlichter zu sehen gewesen wären, darf bezweifelt werden. Die Wallküren sahen wir also nicht in der Valhalla, der hier im Norden in der Winterzeit nicht enden wollende Sonnenaufgang entschädigte später aber dafür, besonders unter Betrachtung der Tatsache, dass wir dies alles noch unter der Bettdecke genießen durften.

Mit dem Frühstück wurden wir dann trotzdem für das Aufstehen belohnt, die ausgefallene Aurora der zur Zeit diesbezüglich ziemlich faulen Sonne hatten wir zu diesem Zeitpunkt schon längst verschmerzt. Der Blick in den Wetterbericht bestätigte dann all das, was uns schon gestern für den heutigen Tag versprochen wurde. Das einzige Problem heute würde nur darin bestehen, eine Auswahl dessen zu treffen, was wir gern in schönstem Licht sehen wollen würden und eines sei an dieser Stelle vorweggenommen: Obwohl wir bei unseren zahlreichen Besuchen auf den Lofoten wohl schon fast jede Ecke gesehen zu haben glauben und fast alle diese Ecken auch bei schönstem Wetter oder beeindruckender Lichtstimmung, müssen wir heute wieder ein paar Superlative hinzufügen. Das besonders pittoreske Fischerdorf Reine haben wir so wie heute noch nie sehen dürfen. Nicht notwendigerweise der Erwähnung bedarf, dass die „richtigen“ Bilder später nachgereicht werden müssen und vorerst nur Handyskizzen vorliegen. Aber schon diese untermauern das schon Beschriebene.

Und natürlich waren wir auch heute nicht die Einzigen, die dieses Wetterglück erleben durften. Die vielen Teilnehmer diverser Fototouren von gestern schienen noch ihre Freunde und Bekannten mitgebracht zu haben, jedenfalls ließ die große und immer durch drei teilbare Anzahl der Stativbeine darauf schließen. Diesen ersten Fotospot am „Reine overlook“ löste eine junge Schneefräsenfahrerin auf, die meinte, dass die unvermittelt am Rand der eh schon schmalen Straße parkenden Fahrzeuge vor der tief stehenden gleißenden Sonne kaum zu sehen seien und sie dann vielleicht nicht nur den Schnee beräumen würde mit ihrem schweren und großen Gefährt. Diese Ansage wirkte recht schnell und der lose Tross verschiedener Fahrzeuge zerstreute sich in alle drei verfügbaren Richtungen, natürlich mit der Aussicht am nächsten Viewpoint wieder zusammenzukommen. Und dieser nächste Viewpoint war nicht weit: Der kleine Fischerort auf der gleichnamigen Mini-Insel Hamnøya, direkt unter der Lofotenwand. Der Ort besteht heute fast nur noch aus einer Rorbuersiedlung, was der Szenerie aber keinen Abbruch tut. Von Reine bis hier hin sind es:

Die vielleicht schönsten 5 Kilometer der Welt.

Auch hier war die Szene irgendwann für heute ausfotografiert, wir hatten ja noch einiges vor. Kurz überschlug ich und kam zum Ergebnis, dass der Goðafoss im Norden Islands dann doch noch einen Vorsprung hat 😉

Weiter ging es von der Insel Moskenes nach Flakstadøya. In Ramberg bogen wir kurz nach links Richtung Fredvang ab, nur um unseren Lieblingsburgerstand worldwide nicht vorzufinden. Aber das wussten wir eigentlich schon vorher. Jetzt im Winter lohnt sich der Betrieb nicht wirklich. Nächster Halt war der Skagsanden beach, im Sommer völlig überlaufen und mit Gefährt kein Parkplatz zu bekommen. Jetzt im Winter muss man den Strand nicht mit „normalen“ Reisenden, Surfern und Fotografen teilen, nur letztere sind anwesend. Bilder davon gibt es noch nicht, die sind noch in der Pipeline und – man wird es kaum glauben: Es gibt kaum Bilder davon in unserem Archiv. Das sieht beim nächsten Stopp dann anders aus. Den Strand von Vareid halte ich bis heute für mich als nicht mehr steigerungsfähig.

Wir verließen Flakstadøya durch den Nappstraumentunnel. Als wir in den 1990igern das erste Mal hier waren, war der Tunnel gerade eröffnet worden und es wurde noch eine Maut erhoben. Das ist schon lange vorbei – wie die Zeit doch vergeht. Hinter dem Nappstraumen ging es gleich links zum Uttakleivbeach. Aber dazu morgen mehr. Dieser Tag heute reicht für zwei Beiträge. Vorab sei nur soviel geschrieben: Wir sind inzwischen auf der M/S Kong Harald. Diese legte mit Verspätung in Svolvær ab, weil die Ausflugsgäste aus dem Wikingermuseum noch nicht zurück waren. Auf dem Panoramadeck höre ich schon wieder Stimmen des Bedauerns einiger Passagiere, dass die Lofoten nur nachts angefahren werden. Aussteigen und Bleiben scheint wieder keine Option zu sein. Wir bleiben nur über Nacht. Eine kurze Korrespondenz mit Radek aus Mefjord Brygge nahm besonders Eva die letzte kleine Ungewissheit darüber, ob morgen 11.00 Uhr tatsächlich jemand in Finnsnes am Hurtigrutenkai stehen wird.