Der Morgen begann spät, zu gut schien es uns allen in unseren Betten zu gefallen, haben wir doch für die letzte und die kommende Nacht wirklich ein sehr, sehr schönes Quartier bezogen, auch wenn wir uns hier selbst versorgen müssen. Was das Frühstück betrifft, ist das in spanischen Gefilden nicht wirklich eine Einschränkung und für den Abend haben wir uns unter besonderer Zustimmung von Salome auf Pasta geeinigt. Vor dem Frühstück mussten die notwendigen Bestandteile für eben jenes ersteinmal beschafft werden. Die beiden ältesten Damen der Reisegruppe wollten sich darum kümmern, kamen aber recht deprimiert aus dem Laden zwei Straßen unter uns wieder. Apropos zwei Straßen unter uns: Wir sind auf La Palma, statistisch der höchsten Insel der Welt, wenn man Fläche und Durchschnittshöhe ins Verhältnis setzt – und das merken wir ständig. Beim Laufen nach oben altert man quasi mit jedem Schritt. Zwei Straßen unter uns sind somit gefühlt eine Rathausturmhöhe…
Jedenfalls mussten Eva und ich dann noch einmal für ein halbwegs vernünftiges Frühstück mit dem Auto los. Wo der nächste größere Laden war, hatten wir uns vorausschauenderweise gestern bei der Anreise gemerkt.

Auf dem Plan stand nach dem Frühstück nun der Besuch des Besucherzentrums der Caldera de Taburiente. Zu allererst instruierte ich scherzhaft die Mitreisenden auf der hinteren Reihe, dass, wenn ich „jetzt!“ rufen würde, sie schnellstens aussteigen müssten, weil das Auto sonst die Straße nicht hochkommen würde. „Jetzt!“ rief ich mehrfach am Tag, auch wenn es das Auto immer mit uns Vieren schaffte, wenn manchmal auch knapp 😉

Ein bisschen hatte ich die Hoffnung, dass wir vom Besucherzentrum aus den Wolkenwasserfall über die Cumbre Vieja sehen könnten, aber heute war es dazu zu wolkig. Auch für einen Besuch der riesigen Caldera de Taburiente war diese heute zu schade, da warten wir auf mehr Sicht und mehr blauen Himmel. Also empfahl ich den Mitreisenden als nächstes Ziel die Poris de Candelaria, die Höhle der Schmuggler. Schon die Anfahrt ist ein Erlebnis, zumindest für mich, der solche Pisten gern fährt. Für andere ist die Anreise wohl eher ein zweifelhaftes Vergnügen. Vom letzten Parkplatz aus sind es noch ein paar Spitzkehren zu Fuß an der Steilküste entlang. Für Eva war das leider zu viel und sie kehrte irgendwann um.

Ich meine, es hat sich gelohnt und zumindest hat mir bei dieser Meinungsbekundung keine der jüngeren Besucherinnen widersprochen. Ein paar Bilder habe sich sogar schon einmal grob entwickelt:

Der Fußmarsch zurück zum Auto war das geringere Problem. Die fünf Kilometer mit dem Auto die steile Küstenstraße wieder nach oben das größere. Ein „Jetzt!“ war häufiger angebracht. Wieder auf der LP-2, quasi der Fernverkehrsstraße auf La Palma, wenn man das so nennen möchte, machten wir uns auf den Weg Richtung Quartier, wollten wir doch noch kochen und später unseren Astronomietermin wahrnehmen, was für uns bedeuten würde, die Insel noch einmal hälftig zu umrunden. Der Rückweg nach Süden wird an der Westküste vom inzwischen erstarrten Lavastrom der 2021 ausgebrochenen Cumbre Vieja versperrt. Das sieht aus der Ferne betrachtet beeindruckend aus. Hinter dem Grün der Bananenplantagen kann man das Schwarz bzw. Schokoladenbraun des erkalteten Lavastroms sehen. Den neu entstandenen Krater sieht man ungefähr in der Mitte unterhalb der Bergkette.

Neben den Kochtätigkeiten müsste natürlich noch der Pool benutzt werden. Darauf bestand ich mit Eva förmlich, hatten wir die Quartiere doch extra für Salome so ausgewählt.

Und dann mussten wir 19.15 Uhr auch schon wieder los, um pünktlich eine Stunde später am Mirador Astronomico del Llano del Jable zu erscheinen, wollten wir uns dort doch mit Niklas, unserem Guide für die Nacht treffen. Wir jedenfalls waren pünktlich, die Wolken über uns ließen uns aber daran zweifeln, ob wir etwas sehen würden.

Die Nachricht von Niklas lies nicht lang auf sich warten: Das Stargazing war wegen schlechter Sicht abgesagt, also zogen wir unverrichteter Ding wieder ab, fuhren aber einen kleinen Umweg um die Südspitze La Palmas. Dort war es wolkenlos und die Pleyaden, die Milchstraße, Conopus und Sirius und viele weitere ihrer Freunde waren leicht zu erkennen, wenn auch das Leuchtfeuer des Turmes unsere Beobachtungen immer wieder unterbrach. Elon Musk grüßte uns auch noch, sahen wir doch eine seiner Starlink-Konstellationen als langes blinkendes Band am Jupiter vorüberziehen. Das ist ein eher zweifelhaftes Vergnügen, wenn man mit eigenen Augen sehen kann, wieviel Licht diese Satelliten am Himmel emittieren. Da kann ich die Astronomen schon verstehen, dass sie darüber klagen. Andererseits gibt es auch genügend Fälle, wo Menschen froh darüber sind, dass es so etwas wie Starlink gibt, sei es im Aartal oder auch in der Ukraine.

Damit konnte heute der Kontrast kaum größer sein: Einerseits zeigt so eine Starlink-Konstellation die Gestaltungsfähigkeiten des Menschen sogar am Nachthimmel, unabhängig davon, wie man dies nun bewertet und andererseits zeigt uns der erstarrte Lavastrom von der Cumbre Vieja ins Meer auch unsere Hilflosigkeit und Winzigkeit bei solchen Naturereignissen.