Der gestrige Tag war autofrei. Nach einem gut stärkenden Frühstück bei Richard, unserem französischen Gastgeber, setzten wir uns auf unsere Räder und radelten immer entlang der Alabasterküste Richtung Fécamp. Mittlerweile gibt es auch in Frankreich ein gut ausgeschildertes Radwegenetz und so konnten wir ungefährdet von französischen Autofahrern die Gegend bewundern. Die Autos, die uns begegneten, waren sehr zuvorkommend und nahmen Rücksicht. Fécamp hat wie jeder Küstenort, den wir bis dato besuchten, hässliche Gebäude an der Waterfront und dahinter ist es etwas besser.

Weiter ging es nach Yport. Wieder einmal führte uns mein Radnavi über abenteuerliche Strecken, die Jens steil bergab auf dem Fahrrad und ich im Gehen bewältigten. Belohnt wurden wir in Yport mit dem besten Mittagessen des bisherigen Urlaubs (Menu de maquereau grillés et vine blanc) und dazu live gesungener französcher Musik (naja, fast immer französich).

Zurück ging es dann wieder über gut ausgeschilderte Fahrradrouten in unser Quartier. Dort wartete nach 40 Radkilometern und vielen Höhenmetern erst einmal der verdiente Spätnachmittagsschlaf, bevor es per Velo nach Étretat zum Abendessen ging. Kurz vor dem Ortseingangsschild und damit 5 Radkilometer entfernt von all unseren Utensilien fiel mir ein und auf, dass ich alle Masken im Auto oder in anderen Hosen hatte. Damit wäre das Abendessen fast ausgefallen, beziehungsweise hätte zwingend in einem Freiluftetablissement stattfinden müssen. Zum Glück hatte Jens dann doch zwei Masken dabei. Gegessen haben wir dann trotzdem draußen. Das Essen war nicht schlecht, vielleicht ein bisschen tourimäßig, aber auch das ist eine Erfahrung, die wir in diesem Jahr machen: Auch die Franzosen haben Ferien und zum Teil ist es, vor allem am Wochenende, ziemlich voll. In den „guten“ Restaurants müsste man bestellen und das nicht erst am Tag davor. Zwei oder drei Bilder von den Kreidefelsen im Abendlicht hat Jens dann auch noch hinbekommen.

Heute morgen begaben wir uns dann wieder auf die Piste. Die zwei Tage im Les Hauts d’Étretat waren schön und erholsam, aber wir wollten nach Honfleur, das hatte ich mir gewünscht, da es mir da vor zwei Jahren so gut gefallen hat. Zuerst fuhren wir nach Le Havre, da wollten wir uns die moderne Nachkriegsarchitektur mal ansehen und was soll ich sagen, sooo schlimm ist es gar nicht. Das konnte man sich gut anschauen, obwohl es meiner Meinung nach schon ein bisschen an „Ostblock“ erinnert. Immerhin gehört das zwischen 1945-1956 errichtete Stahlbetonensemble neben Brasilia das einzige seiner Art auf der Unesco-Welterbeliste. Schöner anzuschauen, weil farbiger, ist jedoch der Stadtstrand mit seinen an deutsche Schrebergärten erinnernden Containerhütten.

Weiter ging es über die „Pont de Normandie“ und schon am frühen Nachmittag trafen wir in Honfleur ein. Da ich mich in den letzten Tagen eher mit der Bretagne beschäftigt hatte, war mir das entgangen, was uns am Stadteingang erwartete: Maskenpflicht im „Centre de ville“. Das, was wir uns in Belgien sparten, holt uns hier nun ein. Wenn man sich die vielen Menschen anschaut, die hier unterwegs sind, ist dies allerdings sicher eine konsequente Maßnahme. Also haben wir uns die Masken aufgesetzt und sind schnurstracks zum nächsten Cafè gelaufen. Dort verbrachten wir dann die Zeit bis zu unserem Check-in im wunderschönen La Cour Sainte Catherine. In einem alten Kloster sind hier schöne Zimmer entstanden. Es gibt einen bezaubernden Innenhof, in dem wir morgen auch frühstücken werden und so haben wir den Rest des Nachmittags ganz chillig in unserer Unterkunft verbracht. Das Geld muss schließlich abgewohnt werden 🙂
Zum Abend haben wir uns dann doch, immmer brav die Maske auf der Schnute, in die Stadt begeben. Zuerst schauten wir uns noch die ca. 600 Jahre alte Holzkirche „Sainte-Catherine“ an, machten einen kurzen Gang durch den Ort um nun endlich auch den ersten Laden mit normannischen Produkten zu betreten (Apfelsaft, Cidre und zwei Boules hüpften in unseren Rucksack) und dann suchten wir in Kirchnähe ein Restaurant. Nun wohnen wir wieder, gut gesättigt, unser Zimmer ab und freuen uns auf den morgigen Tag, der uns in die Nähe von St. Malo und Cancale bringen wird. Da wird die eine oder andere Auster ihr Leben wohl in Jens‘ Bauch aushauchen und wir hoffen, dass wir dann Innenstädte auch wieder ohne Mundschutz betreten dürfen.

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