Der Titel des Beitrages gilt genau einem Mitreisenden und ist eine freie Übersetzung eines Verses des persischen Poeten Hakim Abul-Majd Majdūd ibn Ādam Sanā’ī Ghaznavi, der zwischen 1080 und vermutlich 1141 lebte.

Schon vor einigen Tagen hatten die Jungs, vor die Alternative gestellt, ob wir nochmal einem Schnürsenkel über den Hohen Atlas folgen würden (Es wäre der Tizi n’Test Pass gewesen) oder ob wir stattdessen um das Gebirge herumfahren und in Agadir am Atlantikstrand eine Badepause einlegen sollten, sich für die zweite Option entschieden. Nachdem der Badeversuch in Casablanca am Anfang der Reise ziemlich schnell abgebrochen wurde, kein Wunder bei der Verschmutzung dort, hielten die Beiden einen Badestop für dringend geboten. Dafür hatten wir gestern Abend noch einen straffen Zeitplan erstellt:

  • Sonnenaufgang auf der Kasbah
  • Vorverlegtes Frühstück direkt danach
  • Zeitige Abreise und zweistündige Fahrt durch den Antiatlas bis ans Meer
  • Badeaufenthalt und Mittagsessen
  • Dreistündige Fahrt auf der Autobahn nach Marrakesch
  • Einchecken im Riad mit vollständiger Entleerung der Mietwagens
  • Autowäsche (Ja, in Marokko muss der Mietwagen vor der Abgabe gewaschen werden)
  • Abgabe des Mietwagens am Flughafen
  • Nochmaliges Eindringen in die Medina von Marrakesch

Zum Sonnenaufgang waren die Jungs gerade noch pünktlich und – ich nehme es vorweg – auch der restliche Plan wurde eingehalten.

Wider besseren Wissens hatten wir den kilometerlangen Strand mitten in Agadir gewählt. Ich hatte eigentlich vor, auch noch mal in den Atlantik zu steigen, habe es aber dann bei Füßen und Waden belassen, allzu einladend empfand ich es nicht. Ja, das Wasser war hinreichend warm, die Luft war es nicht, denn die war heiß und der Strand besteht aus eigentlich schönem Sand. Aber dieser war in meinen Augen viel zu selten zu spüren unter dem kleinteiligen Müll anderer Badegäste. So schlimm, wie es hier anklingt, ist es bestimmt nicht gewesen, aber auf meiner unveröffentlichten Liste der besten Bädestrände vergab ich spontan die Position „482“. Auf Nachfrage, wie viele Strände denn insgesamt auf der Liste seien, überschlug ich kurz im Kopf und antwortete: „Zehn“.

Egal, die jüngeren Mitreisenden empfanden die kilometermäßige déviation als angemessen und damit hat es sich ja gelohnt. Zeitlich war es kein Umweg, der Atlaspass hätte wohl mehr Zeit verschlungen, wenn auch mit schönerer Aussicht (aber im Herbst leider ohne Schnee):

Wir erreichten gegen 16.00 Uhr Marrakesch, Eva navigierte uns wie immer zielsicher zu einem öffentlichen Parkplatz in unmittelbarer Nähe unseres an der Stadtmauer der Medina gelegenen Riads. Wir räumten das Auto und verstauten alle inzwischen einer gewissen Entropie folgenden Gegenstände in unseren Taschen und Rucksäcken, verhandelten mit dem Parkplatzwächter eine zweistündige Unterbringung des Wagens inkl. einer Wäsche, drückten ihm den Autoschlüssel in die Hand, er öffnete uns den Hintereingang des Parkplatzes und wir klopften an die wie immer unscheinbare Tür in einer für den ungeübten Marokkourlauber vielleicht zwielichtig erscheinenden Gasse. Sogleich wurde uns von den immer wieder freundlichen Besitzern, Betreibern oder Verwaltern geöffnet, ein letzter thé à la menthe serviert, wir füllten wie fast jeden Tag die unvermeidbaren Registrierungsformulare aus und wir verabredeten uns für den Abend für den gemeinsamen Gang durch die Medina zu unserem Abschlussessen. Das Lokal hatten die Jungs herausgesucht und Eva hatte schon gestern reserviert. Bis dahin waren es noch reichlich drei Stunden Zeit, die Eva und ich nutzen mussten um das Fahrzeug vollzutanken, am Flughafen abzugeben und mit dem Taxi wieder in die Medina zu kommen. Als wir 18.00 wie verabredet wieder am Parkplatz waren, hatte unser Mietwagen schon alle Spuren der Reise innen und außen verloren.

Eva und ich tauschten neben dem verabredeten Betrag für Wäsche und Unterstellung noch ein kleines Bakschisch gegen den Schlüssel, hupten und schlängelten uns durch den Innenstadtverkehr Richtung Flughafen, sprachen dabei über unsere Verwunderung, dass wir wahrscheinlich die Zeit bis zum Abendessen genutzt hätten, um in die Medina zu gehen und standen plötzlich am Flughafen – ohne getankt zu haben. Also drehten wir um, suchten uns eine Tankstelle am Stadtrand – es waren fast 3 Kilometer – die auch Kreditkarte akzeptierte, das ist in Marokko gar nicht so häufig, ließen volltanken, eine Selbstbedienung wie bei uns gibt es hier nicht, Arbeit wird möglichst an viele verteilt und fuhren mit unseren letzten 100 Dirham zum Flughafen zurück. Dieses letzte Bargeld sollte für unsere Taxifahrt in die Medina sein. Fast pünktlich, wie vor 12 Tagen verabredet, waren wir 19.00 Uhr am Parkplatz für die Rückgabe. Ein einzelner Mitarbeiter wartete schon auf uns. Noch nie haben wir eine derart gründliche Inspektion eines Mietwagen erlebt, welche der Herr im Lichte seines Smartphones durchführte. Er hatte nichts zu beanstanden und wir hatten dieses Kapitel damit auch erfolgreich abgeschlossen, blieb nur noch die Taxifahrt. Etwas seltsam wurden wir angeschaut, dass wir am Flughafen ein Taxi in die Medina wollten, aber kein Gepäck hatten. Wir bekamen einen Taxifahrer ab, der wirklich weder ein Wort Französisch, geschweige denn Englisch sprach, noch wusste, wo wir hinwollten. Auch die 100 Dirham, die wir bezahlen wollten (und konnten) fanden bei ihm keine Zustimmung. Wir verlagerten den Disput zu seinem Chef, er konnte seinem Mitarbeiter erklären, wo wir hinmüssen, aber gleichzeitig bedeutete er uns, dass dies mit den 100 Dirham nichts werden würde: Rushhour, gestiegene Kosten usw. Wir zählten ihm mit den paar Münzen, die wir noch hatten unsere gesamtes „Vermögen“ vor: 147 Dirham. Die Fahrt sollte 150 Dirham kosten. Ich war in aggressiver Handelsstimmung, Eva nicht und so klärten wir, dass wir auf der Taxifahrt an einem Geldautomat halten und Bargeld abheben würden. Das war auch nicht schlimm, das Abendessen mussten wir auch noch bezahlen und morgen Vormittag könnten wir die restlichen Dirham noch in den Souks der Medina gegen allerlei unnötige Waren eintauschen 😉 Mit ein wenig Verspätung erreichten wir schließlich das Riad, die Jungs warteten schon draußen und wir machten uns auf den Weg um und durch die Medina zu unserem Abendessen. Die Bedingungen, die wir gestellt hatten, waren „innerhalb der Stadtmauern“ und „Dachterrasse“, die Bedingungen der Jungs waren „vegetarisch“ und „keine Tajine“. Im weltoffenen Marrakesch ist das alles unter einen Hut zu bringen, auch wenn ich kritisch bemerken musste, dass die Terrasse des Nachbarrestaurants doch noch ein klein wenig höher gelegen war…

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