Am Morgen haben Jens und ich beizeiten auf der Dachterrasse gefrühstückt, da wir gegen 10 Uhr wieder am Flughafen sein wollten, um dort unser Auto in Empfang zu nehmen. Die beiden Mitreisenden haben länger geschlafen. Wir hatten uns für später für einen nochmaligen Stadtspaziergang, hauptsächlich zum Platz der Gehenkten, verabredet.

Die Autoübernahme verlief problemlos und schon bald konnten wir uns selbstständig ins Getümmel aufmachen. Ein Parkplatz in Marrakesch war einigermaßen schnell gefunden. Jens bekam mit, wie zwei Einheimische über uns sprachen und gab auf Nachfrage an, dass wir aus Deutschland seien. Da wanderte dann Geld von einem zum anderen, da die Wette auf „Holländer“ lautete. Im Prinzip war uns diese Suggestion ob unserer Größe nicht neu, als Wettobjekt hatten wir uns aber noch nie gesehen 🙂

Das Gepäck verstauten wir im Riad an der Rezeption, damit die Zimmer schon frei waren. Dann wollten wir wenigstens einmal auf „unseren“ Le grand balcon du café glacier einen Tee bzw. Kaffee trinken. So früh am Tag waren wir noch nie hier. Daher bekamen wir auf Anhieb einen Platz an der Brüstung mit Blick auf den Jemaa el-Fnaa. Später am Tag waren wir es bisher gewohnt, uns langsam nach vorn arbeiten zu müssen. (Der oder die geneigte LeserIn hat es vielleicht bemerkt: Jens schreibt den Platz anders als ich. Beides ist gleichermaßen richtig und falsch.)

Unseren Kofferfahrer hatten wir auf 12:30 zum Riad bestellt. Pünktlich war er fast, den Weg zum Parkplatz kannte er nicht. Wir bedeuteten unserem Riad, sie sollten sich keine Sorgen machen, wir würden den Weg kennen. Jens sagte noch, Marrakesch wäre ja nicht Fès und dann nahmen wir ihn in die Mitte. Ich ging voraus, dann die beiden jüngeren Reiseteilnehmer, der Kofferfahrer und Jens bildete den Abschluss. Wie Jens im Riad meinte: Marrakesch ist einfach – in Fès möchte ich das nicht machen 😉

Der nächste Stopp des Tages war nach einer Rast an der Autobahn die Stadt der weißen Häuser. So poetisch, wie das klingt, ist das Häusermeer am Atlantik aber nicht. Es gibt eigentlich nicht viele Gründe, warum man als Tourist in das fast 7-Millionen-Urbanium Casablanca kommen soll, wäre da nicht die große Moschee direkt im Atlantik. Jens hat ein Hotel ganz in der Nähe ausgesucht und zumindest der Blick war großartig. Viel näher dran kann man nicht wohnen. Die Zimmer sind allerdings doch schon etwas in die Jahre gekommen, es ist halt „nur“ ein Hotel. Ein bisschen erinnerte es an unsere allererste Marokko-Reise (geführt, warum auch immer wir das damals machten – solche Hotels waren an der Tagesordnung).

Getrennt erkundeten wir erst einmal ein wenig die Umgebung, Strand und Strandleben; bevor wir uns am Abend auf die Suche nach Essbarem machten.

Ich schau dir in die Augen, Kleines

Unser erster Anlaufpunkt war „Rick‘s Café“. Der berühmteste Trinkspruch der Filmgeschichte, den Rick in diesem Café im Film „Casablanca“ zu Ilsa sagte, wurde so von Humphrey Bogard nie artikuliert: Es ist eine legendäre Fehlübersetzung. Ingrid Bergman vernahm damals ein „Here`s looking at you, kid!, was Bogard spontan einfiel, im Drehbuch stand es jedenfalls nicht. Erfolg hatten wir überdies nicht mit der Platzsuche. Da ist es dann auch schon egal, dass das Café kein Originalschauplatz des Films war, sondern erst nach dessen Vorlage entstand.

Im Einkaufszentrum gegenüber kamen wir dann aber zu einem wirklich guten Fischmenu und für die Vegetarier gab’s Salat und Pizza.

Kurz bevor wir bezahlen konnten, fing es auf einmal tatsächlich an zu regnen, auch nicht ganz selbstverständlich für Casablanca. In Anbetracht der Kleidung traten 3/4 der Reisegruppe den Heimweg per Taxi an, 1/4 machte sich zu Fuß auf den Weg ins Hotel. Würden wir von unseren Mitreisenden in Zukunft gefragt werden, ob es denn in Marokko so etwas wie eine Regenzeit gibt, können wir jetzt antworten:

Ja, immer am 16. Oktober, nach Sonnenuntergang.

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