Bilder vom Uttakleiv Beach hat wohl jede(r) Lofoteninteressierte schon einmal gesehen. Wer diesen Strand trotzdem nicht kennt, dessen Interessen sind dann vielleicht anders gelagert. Windsurfer kennen eher die Nachbarbucht Haukland Beach. Wir wollten ausnahmsweise nicht surfen, sondern nur den Strand mit seinen Felsformationen besuchen.

Die Farm, zu dessen Grundbesitz der Strand gehört, hat das Interesse der Besucher schon vor langer Zeit monetarisiert. Es gibt eine Schranke und einen Bezahlautomaten. Dafür ist dann die Parkplatzsituation und die Abfallentsorgung auch geregelt. Jetzt im Winter wäre das nicht nötig, in der wärmeren und helleren Jahreszeit aber schon. Wir hatten es im Sommer beispielsweise gar nicht bis hierher geschafft. Die Bucht ist im Sommer auch gar nicht so spannend, weil die Sonne selten im Bild erscheint, da der Strand nach Süden ausgerichtet ist.

Die oder der geneigte Fotograf(in) sucht an diesem Strand vor allem eines: Das „Auge“, einen Gezeitenpool, besonders als Vordergrundmotiv geeignet. Ich gehöre hier zu den Privilegierten und muss die Stelle nicht am kilometerlangen Strand suchen, denn ich weiß, wo das Auge liegt. Ich fand es trotz der Umgestaltungsmaßnahmen, welche die Gezeiten hier inzwischen vorgenommen haben. Ein paar Jahre stetige Brandung, Wind und Frost vermögen auch größere Felsbrocken umzuorganisieren. Ich werde das später ganz genau analysieren 😉 – vorerst müssen diese Bilder reichen.

Eva vertiefte sich derweil in eines ihrer Bücher. Das gute an E-Autos ist die Tatsache, dass man auch im Stand ohne allzuviel schlechtes Gewissen heizen kann, zumindest so lange man genügend Ladung im Akku hat. Apropos Laden: Wir steuerten in Leknes den gleichen Ladepunkt wie gestern an: Angehalten, angesteckt und am Smartphone einmal „Laden“ aktiviert und schon wurden Ladungsträger zwischen Anode und Kathode transportiert. Das war wirklich einfach… Wir führten uns in der Zwischenzeit hauptsächlich ungeladene Teilchen, chemisch in verschiedene Zucker- und Eiweismoleküle gebunden, zu, begleitet von aromatischen Verbindungen in unterschiedlichen Heißgetränken.

Nachdem wir und unser Fahrzeug energetisch aufgeladen waren, setzen wir unsere Reise zurück Richtung Svolvær fort. Wir wählten die kleine Küstenstraße am Ufer des Vestfjords entlang, um das letzte schöne Licht des Tages einzusammeln, denn so langsam – bzw. eher schnell – zog sich der Himmel zu. Die Sonne versuchte noch mit ihren letzten Strahlen die Bergkette zu beleuchten.

Zurück in Svolvær suchten wir zuerst eine Steckdose für unser Fahrzeug und später wollten wir etwas Nahrhaftes für uns finden. Teil eins des Planes gestaltete sich schwierig. Wir kennen jetzt wahrscheinlich alle Ladestationen in Svolvær. Nach mehreren Fehlversuchen und vielen installierten Apps gelang es uns schließlich irgendwann einen Anschluss zu finden, der dem Auto passte. Am Bezahlvorgang scheiterte es nie, das Handshaking zwischen Fahrzeug und Ladepunkt klappte allerdings mehrfach nicht. Wir hatten Zeit, wir betrachteten das als „Abenteuer“ und trotzdem waren wir zwischenzeitlich soweit, dass Auto einfach ungeladen zurückzugeben. Wir wissen nicht, ob der inzwischen dichte Schneefall seinen Anteil daran hatte, aber die gemachten Erfahrungen wecken ein wenig Misstrauen für die Zukunft. Ich erlebte, glaube ich, erstmals bei meiner Frau, dass sie sich virtuell auf Websites verschiedener Automagazine herumtrieb und Meinungen zu unserem Mietwagen, einem Polestar 2, einsammelte. So ganz nebenbei bekamen wir auch mit, was dieses Fahrzeug kostet: Sehr viel Geld für sehr wenig Platz und eine Sicht nach hinten, die ungefähr der entspricht, welche ein Spechtjunges erfährt, wenn es das erste mal die Augen öffnet und durch das vom Vater gehackte Loch blickt. Sicht nach hinten? Wofür? Dafür gibt es eine Kamera, die bei Schneefall „super“ funktioniert, selbstredend dabei der Umstand, dass die Heckscheibe auch keinen Scheibenwischer hatte. Wer so etwas baut und planerisch verantwortet, sollte es einmal selbst fahren, bevor er es verkauft, auch wenn diese Maßnahme wohl gegen die Menschenrechtscarta verstoßen würde. Irgendwann hatten wir dann das Auto geladen – die geneigte LeserIn hat bestimmt schon gemerkt, dass ich nicht mehr von „unserem“ Auto schreibe, sondern nur noch von „dem“ Auto.

Die passende Lokalität für uns war weit schneller gefunden und diese funktionierte auch auf Anhieb. Über Preise sollte man hier oben nicht reden und nachdenken, beherzigt man das, ist das Essen wirklich hervorragend. So bekamen wir also die restlichen Stunden bis zum Eintreffen der M/S Kong Harald herum. Eva und unser Gepäck schaffte ich zum Hurtigrutenterminal wenige Meter entfernt, dann schaffte ich das Fahrzeug weg, versenkte den Schlüssel in der Keybox und lief die wenigen hundert Meter zurück zum Terminal. Inzwischen war der König Harald auch angekommen. Unsere Kabine bezogen wir schnell, richteten uns kurz ein und begaben uns auf das Panoramadeck, nur um den immer gleichen Gesprächen zu lauschen, die wir jetzt zwei Tage nicht vermisst hatten.