Mit dem Winterfahrplan schleicht das Schiff über den Atlantik. Wahrscheinlich sind die kommenden Winterstürme schon eingerechnet. Diese Tage jedoch ist nach einer anfänglichen leichten Schaukelei zwischen Island und den Färöern nahezu Windstille.

In Tórshavn liegen wir einen halben Tag im Hafen.

Seit den Shetland-Inseln herrscht blauer Himmel und Sonnenschein vor. Das Sonnendeck wird erstmalig von den Passagieren benutzt, auf allen bisherigen Passagen, die wir auf der Norönna bisher absolviert haben, war es dafür viel zu windig. Heute aber können wir nicht einmal Wellen zählen – es gibt schlicht keine.

Wir vertrödeln die Zeit mit Nichtstun, Blog-Schreiben im Offline-Modus (Die Satellitenverbindung ist größtenteils ein Witz, ich überlege schon die eine oder andere Möwe ins Angestelltenverhältnis als Brieftaube zu übernehmen) und Stundenplanerstellung. Eva kommt langsam wieder in den Schulmodus, die dienstlichen Mailaccounts sind wieder aktiviert. Nach dem Abendessen, wir hatten schon vor langer Zeit ein 7-Gänge-Menü für den letzten Abend gebucht, begutachten wir noch die nautische Dämmerphase über dem Meer, ein albernes Farbenspiel zwischen tiefem Blau und vielen Orangetönen. Die Irritation unseres Gleichgewichtsinns, die normalweise das Schiffschaukeln hervorruft, wird heute durch die sieben Weine zu den sieben Gängen hervorgerufen.

Morgen am Samstag erwarten uns noch die vielleicht langweiligsten 1000 Kilometer nach Hause, aber auch das werden wir, wie häufiger schon, hinter uns bringen. Dann ist er vorbei, der Sommer- und vielleicht leider sogar einzige Urlaub dieses Jahres. 

Ein Erkennungsmerkmal, ob Erholung wirklich einsetzt, ist für uns immer, ob wir den aktuellen Wochentag aus den Augen verlieren. Das haben wir geschafft. Auch rückte das Bewusstsein über die Existenz der 8-Mikrometer-Partikel und ihrer Mutanten wirklich in den Hintergrund. Ja, auch in Island wird Maske getragen, da aber beim Camping alles draußen stattfindet, war das nicht sehr vordergründig. Bei aller Einsicht in die Notwendigkeit solcher Maßnahmen war das auch mal wieder schön.

Obwohl es nur „Plan C“ war, sind wir im Nachhinein sehr froh über diese Entscheidung. Für einen Sommer in Island, so wie wir es gern haben, war dieses Fahrzeug nahezu ideal. Wir wurden durchaus auch gefragt, ob das Fahrzeug wirklich gemietet sei, die meisten Allradmobile sind Eigentum. Aber ist das nun unsere Reiseform für jedes Jahr? Nein! Norwegen finden wir dann mit Ferienhäusern und Booten doch besser für uns, dort würden wir das Wetter aussitzen. Für Schottland und Irland würden wir aber wieder solch ein Fahrzeug wählen. Aber das Azorenhoch bringt uns glatt auf eine Idee…

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